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Coca-Colas gekaufte Forschung

GN ColaÜbergewicht, Fettleibigkeit, Herzkrankheiten und Diabetes Typ II haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zu Volkskrankheiten der Industrienationen entwickelt. Ein nicht unerheblicher Anteil an dieser Entwicklung wird dem Konsum stark gesüßter Softdrinks zugeschrieben. Der Getränkehersteller Coca-Cola versucht weltweit mit gekaufter Forschung davon abzulenken. Welche „Fördermaßnahmen“ der Konzern dazu in Europa getätigt hat, soll nach Aussage der Verbraucherschutzorganisation foodwatch demnächst offengelegt werden.


Coca-Cola hat foodwatch Anfang Dezember 2015 zugesagt, seine europäischen Projekte und Sponsoring-Aktivitäten zum Thema Übergewicht und Gesundheit in einer Liste zu veröffentlichen. In den USA war der Getränkehersteller bereits im August 2015 unter Druck geraten: Die New York Times hatte damals einen Forschungsskandal rund um den Softdrink-Konzern aufgedeckt. Laut der Enthüllungen hatte Coca-Cola Gesundheitsprojekte und Studien zum Thema Übergewicht mit Wissenschaftssponsoring unterstützt. Der Konzern musste daraufhin zugeben, dass das Unternehmen von 2010 bis 2015 mehr als 118 Millionen Dollar (ca. 109 Millionen Euro) in solche „Partnerschaften“ investiert hatte.

Unter anderem gab es auch eine Kooperation mit einem Forschungsnetzwerk namens „Global Energy Balance Network“. Diese veröffentlichte eine Studie, in der sie allen bekannten Tatsachen zum Thema widerspricht. Der Studie zufolge seien nicht die stark gezuckerten Softdrinks schuld an Übergewicht, Herzkrankheiten und Diabetes Typ II, sondern ausschließlich der individuelle Bewegungsmangel der Konsumenten.

Damit war der Getränkehersteller massiv in die öffentliche Kritik geraten. Coca-Cola wurde vorgeworfen, die Forschung zum Thema Übergewicht und Ernährung mit Zahlungen in ihrem Sinne beeinflussen zu wollen. Als Reaktion veröffentlichte der Konzern im Internet eine Liste mit nordamerikanischen Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen, an die Sponsorengelder geflossen waren.

In der Zwischenzeit hat die University of Colorado eine Million Dollar an Spendengeldern zurückgegeben, die sie von Coca-Cola zum Aufbau des „Global Energy Balance Network“ erhalten hatte. Das Netzwerk wurde Anfang Dezember 2015 aufgelöst – wegen „begrenzter Ressourcen“, wie es auf der Projektwebsite heißt.

Für Europa gibt es noch keine Liste von geförderten Maßnahmen zur Gesundheitsforschung. Dennoch ist bekannt, dass Coca-Cola auch in Deutschland einige solcher „Gesundheitspartnerschaften“ eingegangen ist – etwa mit dem Berliner Krankenhaus Charité, das bei einem Projekt zur Herzgesundheit unterstützt wird; mit der Deutschen Sporthilfe oder dem Deutschen Olympischen Sportbund. Nähere Informationen zu den europäischen „Fördermaßnahmen“ von Coca-Cola liegen aber nicht vor. Die Organisation foodwatch hat den Getränkehersteller daraufhin in einem Schreiben aufgefordert, die Projekte ebenso offenzulegen wie jene in Nordamerika.

Dr. Nikolaus Tacke, der Cheflobbyist von Coca-Cola Europa, antwortete foodwatch Anfang Dezember 2015, der Softdrink-Konzern wolle auch hierzulande Transparenz schaffen. Coca-Cola werde in Europa dem Vorbild Nordamerikas folgen, so Tacke. Wann dies geschehen wird, steht noch nicht fest. foodwatch möchte die Liste der Gesundheitspartnerschaften jedoch spätestens bis Ende Januar 2016 vorliegen haben.

[Anm. d. Red.: Zu Redaktionsschluss Mitte Januar liegen uns keine aktuellen Informationen zur angekündigten Veröffentlichung vor. Bitte konsultieren Sie www.foodwatch.org für Neuigkeiten.]

Quelle: Foodwatch.org, 04.12.2015, http://bit.ly/GN-cola