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Der freie Mensch: Die zeitgemäße Übersetzung von Atlas Shrugged | Normopathie: Das drängendste Problem unserer Zeit: Selber denken – kritisch bleiben | Kleptopia: Wie Geheimdienste, Banken und Konzerne mit schmutzigem Geld die Welt erobern | Richtig Auswandern und besser leben: Wie Sie sich nie mehr über gierige Politiker und hohe Steuern ärgern | Was uns krank macht – was uns heilt: Aufbruch in eine neue Medizin | Die Autismus-Epidemie beenden: Wie Impfungen bei Kindern schwerwiegende Störungen verursachen können | Covid-19: Die ganze Wahrheit: Enthüllungen zum Great Reset, den Lockdowns, den Impfungen und der Neuen Normalität | Melatonin: 12 Gründe, warum Melatonin die Basis für Ihre Gesundheit ist | Unruhe im Kopf: Über die Entstehung und Heilung der Aufmerksamkeitsdefizitstörung | Geister gibt es wirklich: Spektakuläre Erfahrungen einer Geisterjägerin | Die Rückkehr der dritten Macht: Was die US-Geheimdienste verschweigen | Buch der Antworten | Freiheit in der Krise |
Ayn Rand
thinkum
1.488 Seiten
ISBN: 978-3-949522-00-0
€ 49,99
Meine Frau möchte mir ein Geschenk machen. Ja, immer gerne! Sie drückt mir ein schweres Paket in die Hand und heraus kommt … ein Buch: Ayn Rand – „Der freie Mensch“. Die Überraschung ist gelungen. In Deutschland war das Buch bisher nicht einfach zu bekommen, ältere Ausgaben findet man als Gebrauchtexemplare für 300 bis 480 Euro. Jetzt liegt dieser 1957 erschienene Klassiker des Libertarismus neu übersetzt im thinkum Verlag für 50 Euro vor. Aber 1.500 Seiten sind auch für mich eine echte Herausforderung und bei diesem Brocken mit über zwei Kilo ist ein Buchhalter nötig.
Ob „Der freie Mensch“ eine Philosophie in Romanform oder ein philosophischer Roman ist, will ich nicht entscheiden, aber in meiner gesamten Lektürehistorie bildet dieses Buch eine Art geistige Insel, es passt in vieler Hinsicht in keine Schublade. Es gibt zur philosophischen Tradition des Abendlandes – von Aristoteles einmal abgesehen – keine Verbindungen. Ein positiver Bezug zur christlichen Tradition ist ihr fremd. Dystopie und Utopie werden in einem Werk gegeneinandergestellt. Selbst die Liebesbeziehungen der Hauptfigur sind irgendwie philosophisch, aber keineswegs blutleer. „Der freie Mensch“ ist eher der amerikanische Traum von Freiheit, dem Streben nach Glück und freiem Unternehmertum in Buchform – nur ganz anders, als wir das aus Hollywood kennen. Und nebenbei: Ayn Rand hat 25 Millionen ihrer Bücher verkauft.
„Wenn dein starker Arm es will, stehen alle Räder still“ hat bei Ayn Rand eine gänzlich andere Bedeutung, als wir sie in Europa sofort assoziieren. Was würde geschehen, wenn die Leistungsträger einer Gesellschaft – im Buch sind es vor allem die Industriellen, aber auch Erfinder bis zu echten Philosophen –, einfach hinwerfen, in den Streik gehen und damit die steuerfinanzierten Plünderer aller politischen Farbvarianten sich selbst überlassen? Und weitergedacht: Was geschähe, wenn der Eisenbahner, der Bauer und der Vorarbeiter im Stahlwerk plötzlich einfach weg wären und alle Politiker, Journalismus-Simulatoren, Anwälte und Sich-auch-irgendwie-wichtig-Meinenden plötzlich allein wären? Diese Idee spielt Ayn Rand in diesem Buch mit so zwingender innerer Logik bis in die Details durch, dass am Ende nur ein gesellschaftlicher Trümmerhaufen übrig bleibt.
Wenn Sie jetzt ein leises Lächeln auf den Lippen haben, sollten Sie das Buch lesen. Es ist spannend geschrieben, Sie werden schnell mit den Akteuren des Romans mitdenken und mitfühlen. Ihr Lächeln wird sicher schmaler werden, wenn Ihnen bewusst wird, wie aktuell das Buch ist.
Bücher sind ein Resonanzboden für unseren Geist – aus manchen Büchern wachsen wir heraus, für andere sind wir noch nicht reif, wieder andere treffen wir zum genau richtigen Zeitpunkt. „Der freie Mensch“ ist eine geistige Deprogrammierung – erst schmerzhaft, dann umso befreiender. Für mich war danach mein weiterer Weg klarer.
Zwei Prämissen hat Ayn Rand, die den Menschen verorten: Es gibt eine objektive Realität in einer kausalen Welt, mit der wir leben müssen – oder wir sterben. Wir können diese Gesetze des Lebens ignorieren, sie werden aber uns nicht ignorieren. Alles postmoderne Gerede und alle theoretischen Konzepte zur Verbesserung der Welt scheitern am Ende an der Wirklichkeit.
Den „Sündenfall“ sieht Ayn Rand daher als ein Geschenk. Durch die Erkenntnis von Gut und Böse hat der Mensch eine Moral entwickelt; um sein Brot durch Arbeit zu verdienen, musste er produktiv werden; und durch die Lust beim Sex fand er zu seiner Schöpferkraft. Das sind die Kardinalwerte seiner Existenz. Körper und Bewusstsein sind bei Rand keine Gegensätze, sie gehören zusammen: „Ein Körper ohne Seele ist ein Leichnam, eine Seele ohne Körper ein Gespenst.“
Ayn Rand ist nicht atheistisch im herkömmlichen Sinn – sie braucht einfach keinen Gott. Wenn der Mensch in seine Schöpferkraft kommt, findet er selbst in seine Göttlichkeit. Vor diesem Hintergrund sind christliche Konzepte von Schuld und Opfer nur Mittel zur Herrschaft und das fernöstliche Konzept der Wiedergeburt nur ein Hindernis, das zu tun, was jetzt getan werden muss.
Du musst denken, du musst vor allem selbst denken. Verlass dich nicht darauf, was andere sagen. Es ist dein Leben. Es ist deine Freiheit. Du hast die Verantwortung für dein Leben. Das gesamte Buch ist ein Aufruf zum Leben, zur Schaffenskraft und zur Lebensfreude, ja Lebenslust. Dafür müssen wir erst einmal wieder in der Realität, im Hier und Jetzt ankommen und geistigen Ballast abwerfen.
So definiert sie sozial auch ganz weltlich um: Was mir nutzt, nutzt auch den anderen, denn sonst würden sie es nicht in einem freien Marktverhältnis bei mir kaufen. Daraus können wir ein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln und unsere Ängste loslassen. Zu oft gehen wir noch aus Bequemlichkeit in die Falle des Selbstverrats und lassen es zu, dass die Hoffnung gegen uns verwendet wird, statt einfach nicht mehr mitzumachen. „Es ist eigenartig, wie einfach die Dinge werden, wenn man sie klar sieht.“
Ayn Rands gesamter Entwurf orientiert sich an den Starken, die das Beste aus sich herausholen, an einem Adel durch herausragende Leistung – nicht an den Schwachen, Kranken und Bedürftigen. Das ist eine grundsätzliche Richtungsentscheidung, die sich bewusst zu machen lohnt. Sie feiert das Leben und die Tat, die anderen den Schmerz und das Leid, am Ende den Tod. In der Thermodynamik nennt man den Zustand, wenn alles irgendwann gleich ist, den Wärmetod des Universums.
Ohne Frage gibt es Argumente gegen ihre Ansichten. Aber jeder sollte sich fragen, welche davon auf seinen reflexhaft vorgebrachten Vorurteilen und gut gepflegten Begrifflichkeiten beruhen.
Wenn Sie in Ayn Rands „Shambala“, ihre Utopie der freien Menschen, Eintritt haben wollen, dann müssen Sie aus Ihrer inneren Mitte den Schwur leisten können: „Ich schwöre bei meinem Leben und der Liebe zu ihm, dass ich niemals für einen anderen Menschen leben werde und von keinem Menschen verlange, dass er für mich lebt.“ Und, können Sie das?
cv
Christian Dittrich-Opitz, Christian Salvesen
Kamphausen Media
192 Seiten
ISBN: 978-3-958835-45-0
€ 18,–
Normopathie – ein Begriff aus der Sozialpsychologie, der den zwanghaften Wunsch der Anpassung an das beschreibt, was wir als „normal“ erachten. Während vor allem Diktaturen mit ihren Methoden der Gleichschaltung und Unterdrückung im Verdacht stehen, Normopathie zu befeuern, sollten wir auch unsere Gesellschaft mit kritischem Blick betrachten und uns fragen, ob das, was viele für richtig und normal halten, nicht möglicherweise eine leidvolle, ungerechte oder ungesunde Wirkung hat. Die beiden Autoren Christian Dittrich-Opitz und Christian Salvesen bieten mit ihrem Buch einen Streifzug durch die Geschichte der Normopathie, auf dem Experten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen zu Wort kommen.
Das alles dominierende Thema der letzten beiden Jahre, die Coronapandemie, fehlt natürlich auch bei Dittrich-Opitz und Salvesen nicht. Während dieser Teil inhaltlich nicht mit vielen neuen Informationen aufwartet, beeindrucken hier ein Gedankenexperiment, in dem die Autoren die Maßnahmen zur Bekämpfung der Coronapandemie (weltweit 2,4 Millionen Tote im Jahr 2020) auf die Eindämmung der Luftverschmutzung (weltweit 6,6 Millionen Tote im selben Zeitraum) übertragen, sowie die Darstellung einiger kritischer Positionen zu Politik und der Rolle der Medien.
Insgesamt zeigt dieser Teil jedoch nur an einem konkreten Beispiel, wie sehr wir in unserer Wahrnehmung durch das geprägt werden, was wir ständig gesagt und gezeigt bekommen und was wir daher für richtig erachten. Normopathie ist allerdings keine Erfindung der Moderne. Im Gegenteil, es gab sie zu jeder Zeit, zunehmend, je weiter sich die jeweilige Kultur von der Natur entfernte. Letztlich leiteten Menschen, die sich gegen die normopathischen Ansichten ihrer Gegenwart auflehnten, kulturelle Wandel ein, die wir aus heutiger Perspektive als notwendig erachten – man denke beispielsweise an die Abschaffung des Sklavenhandels oder an den jahrhundertelangen Kampf für Frauenrechte.
Schädliche Tendenzen in der Gesellschaft zu erkennen, sei heutzutage leicht, wenn man den Blick einmal über den Tellerrand der Massenmedien hinausschweifen lässt, so die beiden Autoren. Wie aber geht man konstruktiv mit diesen Erkenntnissen um? Ein erster Schritt sei es, sich bewusst für Zeiten der Stille und Reizreduktion zu entscheiden, sich seiner eigenen normopathischen Tendenzen bewusst zu werden, seine eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen und insofern zu verändern, dass wir mit gutem Beispiel vorangehen können. Frei nach Gandhi: „Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen willst.“ Welche der Methoden, die die beiden Autoren im Folgenden vorschlagen – Bewegung, Meditation, Achtsamkeit, Nähe zur Natur –, dazu angewandt werden könnte, bleibt jedem selbst überlassen. Wichtig ist zunächst die Bereitschaft zur Reflexion.
Dittrich-Opitz und Salvesen haben hier einen interessanten Einstieg in ein Phänomen zusammengestellt, das zunächst abstrakt klingen mag, aber doch die seelische Gesundheit unserer Gesellschaft zu zerfressen droht. Insgesamt kann das recht schmale Buch nicht als wissenschaftliches Grundlagenwerk bezeichnet werden, sondern vielmehr als interessantes Gedankenexperiment, das mit verschiedenen hypothetischen Szenarien spielt, um dem Leser eine ungewohnte Perspektive auf die scheinbare Normalität anzubieten.
ab
Tom Burgis
Westend Verlag
441 Seiten
ISBN: 978-3-864893-26-1
€ 22,–
Der Kapitalismus ist böse. Er ist von grenzenloser Gier, schreckt vor nichts zurück und geht sogar über Leichen, wenn es nur der Gewinnmaximierung dient. Der Kapitalismus zeigt sich am gnadenlosesten in Form des Gangster-Kapitalismus, der nach dem Muster von Banden aus der Welt des organisierten Verbrechens Geld macht, und des Finanzkapitalismus, bei dem es nicht mehr um reale Werte, sondern um rein elektronisches Spekulationsglücksspiel geht.
Ja, der Kapitalismus ist böse. So weit kennen wir das ja alle aus Stammtischgesprächen – bei denen irgendwann unweigerlich die Retourkutsche folgt, dass Kommunismus und Sozialismus auch nicht besser sind, sondern sich auch hier stets das Prinzip der Ungleichheit, der Gier und der Korruption durchsetzt. Und ohne den Kapitalismus, so heißt es dann oft abschließend, wären wir heute nicht dort, wo wir eben sind, zumindest in der westlichen Welt. Zahlen, bitte!
Einen Augenblick noch. Obwohl man das alles längst weiß, können Geschichten aus diesem Themenkreis immer noch interessant und lesenswert sein, wenn sie denn gut geschrieben sind. Schließlich lesen wir ja auch die x-te Variation von „Boy meets Girl“ mit Begeisterung. Kommen wir also zum vorliegenden Buch: Es heißt „Kleptopia“ und wurde von Tom Burgis verfasst, einem investigativen Journalisten bei der Financial Times und Träger zahlreicher Journalistenpreise. Ja, ich weiß, das macht misstrauisch, aber davon wollte ich mich nicht abschrecken lassen. Burgis hat sich nämlich die Aufgabe gestellt, den Weg „schmutzigen Geldes“ durch die (Finanz-)Welt zu verfolgen und die üblen Machenschaften der „Geheimdienste, Banken und Konzerne“ aufzudecken, wie der Untertitel verkündet.
Der Autor tut dies anhand der Geschichten mehrerer Einzelpersonen, an denen er seinen Plot aufhängt. Plot? Jawohl, das Sachbuch ist aufgebaut wie ein Roman, und entsprechend begegnen wir Hauptprotagonisten: einem moralisch integren Controller einer Schweizer Bank, der im eigenen Haus finstere und korrupte Machenschaften aufdeckt bzw. aufdecken will; einem Gauner aus Brooklyn, der unter dem Schutz der CIA steht; einem Oligarchen aus dem ehemaligen Sowjetreich, der mit dem Verkauf der Schätze seines Landes Milliarden verdient hat und sich jetzt ein privates Imperium aufbaut; und einem kanadischen Anwalt mit einem geheimnisvollen Mandanten. Um diese vier Personen entwickelt Burgis seine labyrinthische Geschichte von der Ausbeutung afrikanischer und russischer Bodenschätze, von Briefkastenfirmen und Steueroasen, von der postsowjetischen Mafia-Ökonomie, von Finanzmanipulationen, Ausbeutung und, und, und.
Wie Journalisten und Rezensenten gern schreiben, ist dieses Buch angeblich eines, das „erzählt ist wie ein spannender Thriller“. Wie es bei Journalisten und Rezensenten fast immer der Fall ist, die nur Klappentexte lesen und voneinander abschreiben, stimmt das natürlich nicht. „Kleptopia“ hat zwar einen guten Titel, der eines spannenden Krimis würdig wäre, aber spätestens wenn man nach der knappen Vorbemerkung auf das Personenverzeichnis (hier „Liste der Akteure“ genannt) stößt, weiß man als Freund der Spannungsliteratur: Das könnte mühsam werden. Und das wird es dann auch. Nach ein paar Kapiteln hat man sich im Gewirr der Namen und Aliasse, Nebendarsteller, wild durcheinandergewürfelten Handlungs- und Nebenhandlungsfäden verloren und möchte ganz dringend, dass jemand daherkommt und einem erklärt, worum es hier eigentlich geht. So funktionieren spannende Thriller jedenfalls nicht – höchstens langatmige. Und die Darstellung Wladimir Putins als KGB-Kommissar des Bösen und des längst aus dem Fadenkreuz der Haltungspresse verschwundenen Donald Trump als Sowieso-an-allem-Schuldigen bestätigt wieder einmal alles, was man über den heutigen Investigativjournalismus und dessen Objektivität weiß.
Tom Burgis wäre besser beraten gewesen, sich an klassische Sachbuchmuster zu halten und sich nicht in seiner „romanhaften“, in alle Richtungen ausufernden Story zu verzetteln. So bleiben nur einige Passagen, bei deren Lektüre man in Bezug auf die heutige Situation – um die es in „Kleptopia“ aber gar nicht geht – ein Aha-Erlebnis hat, etwa diese: „Dabei stieß er auf ein Phänomen, das er als Schlüssel zum Verständnis der nationalsozialistischen Herrschaftsordnung betrachtete, nämlich das Nebeneinander eines seine eigenen Gesetze im allgemeinen respektierenden ‚Normenstaats‘ und eines die gleichen Gesetze missachtenden ‚Maßnahmenstaats‘.“
Und schon weiß man wieder, wer die wahren Schurken sind. (Hinweis: Es sind weder Trump noch Putin.)
ph
Norbert Bartl
Kopp Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-864458-47-7
€22,99
Immer mehr Menschen fühlen sich in Deutschland fehl am Platze und suchen einen Neustart im Ausland. Für diese stetig wachsende Klientel hat Norbert Bartl seinen vorliegenden Praxisratgeber geschrieben. Das Buch richtet sich primär an Rentner, die ihren Lebensabend in sonnigen Gefilden verbringen wollen, und an Geschäftsleute und vermögende Privatiers, die ihre Gewinne möglichst steuerfrei und ohne bürokratische Vorschriften genießen wollen. Denn von einer Arbeitsaufnahme im Ausland rät der Fachmann ab, selbst Norwegen und Kanada sieht Bartl in dieser Hinsicht skeptisch.
Seine Auswahl und Bewertung der präferierten Länder in Europa, Asien, Afrika und Iberoamerika ist sowohl subjektiv als auch nachvollziehbar begründet. Besonders empfohlen werden beispielsweise Paraguay und Georgien, in der EU das nördliche Portugal oder die rumänische Schwarzmeerküste. Von Kroatien, Andorra und Malta rät der viel gereiste Journalist hingegen ab. Die Trauminseln der Karibik bilden einen eigenen Schwerpunkt.
Aus steuerlichen Gründen empfiehlt Bartl die vollständige Aufgabe des Wohnsitzes in Deutschland, die dauerhafte Ummeldung im Ausland und die Gründung einer Firma wiederum in einem anderen Staat. Natürlich kann sich nicht jeder leisten, zwischen zwei oder gar vier Ländern im Jahr zu pendeln, wie es Bartl nahelegt. Andererseits gibt es nicht nur in Südostasien oder Südamerika Länder, wo man auch mit 1.000 Euro im Monat ordentlich leben kann.
Das Buch ist randvoll mit praktischen Hinweisen für jedes Land und für jeden Lebensabschnitt. Insbesondere die Steuerpflicht, örtliche Verdienstmöglichkeiten sowie die klimatischen und sozialen Verhältnisse werden ausführlich thematisiert. Nebenbei gibt es Tipps für die Geldanlage und den Aufbau ortsunabhängiger Einkommensquellen. Erklärtes Ziel ist die Reduzierung der Steuerpflicht auf null, ganz legal durch die richtige Wahl des Wohnsitzes. Praktisch ist die ausführliche Checkliste für die konkrete Umsetzung der Auswanderungspläne. Bis auf die USA sind beispielsweise Krankenversicherungen im Ausland deutlich günstiger.
Als ehemaliger Zeitungsredakteur in Franken und BILD-Reporter weiß Bartl, wie man seine Leser bei der Stange hält. Hier und da blitzen auch kritische Bemerkungen zum Zeitgeist zwischen den Zeilen durch. Bartl hat das Leben in Deutschland buchstäblich gefressen und rät seinen Lesern unsentimental zum zeitnahen Abbruch der Zelte. Im Schlussteil des Buches erklärt er mögliche Veränderungsversuche in der Bundesrepublik für aussichtslos – als Ausweg bleibe nur noch die „individuelle Globalisierung“.
Ob Auswandern wirklich die Patentlösung ist, sei dahingestellt. Aber durch die Lektüre wird man schon dazu angeregt, darüber nachzudenken, wie glücklich man mit der derzeitigen Lebenssituation ist. Letztlich kann man das Buch auch als Reiseratgeber für ökonomische Individualisten lesen. Denn viele vorgestellte Länder und Regionen wie etwa Nordzypern oder Laos dürften nur die wenigsten überhaupt auf dem Schirm haben.
sb
Christian Schubert
korrektur Verlag
270 Seiten
ISBN: 978-3-950447-66-8
€ 16,50
Der Autor Christian Schubert erforscht seit 20 Jahren die Wechselwirkungen von Gehirn, Psyche und Immunsystem. Der Fachbereich läuft unter dem Zungenbrecher Psychoneuroimmunologie, doch seine Auswirkungen hat jeder schon einmal erlebt: Stress auf der Arbeit, Sorgen in der Familie – ein Gefühl der Erschöpfung und schon bahnt sich die nächste Erkältung an. In „Was uns krank macht, was uns heilt“ erläutert Schubert genau, wie psychische, soziale und emotionale Faktoren sich auf unsere Biologie und insbesondere auf das Immunsystem auswirken.
Die zum Teil anstrengenden fachlichen Ausführungen lassen sich auf eine einfache Erkenntnis herunterbrechen: Stress vermindert die Immunabwehr, Freude verstärkt sie. Alle psychischen Befindlichkeiten setzen biochemische Prozesse frei, die das Immunsystem beeinflussen und damit Krankheiten begünstigen oder verhindern. Stress verursacht die Produktion von Stresshormonen wie etwa den Katecholaminen Adrenalin und Noradrenalin sowie Cortisol. Dabei, so Schubert, sind Stresshormone nicht per se schlecht, denn im Laufe unserer Evolution haben sie uns zu wahren Überlebenskünstlern gemacht. Nur wenn sie ständig durch den Körper pumpen, wirken sie sich nachteilig auf den gesamten Organismus aus: Es kommt zu Blutdruckerhöhungen, Herzfrequenzsteigerungen, Zucker- und Fettmobilisierung. Dabei sei wichtig zu verstehen, dass die Stresshormone nicht nur auf die Organe wirken, sondern Einfluss auf das ganze Immunsystem nehmen. Ist der Mensch gestresst, stimuliert der Sympathikus die Entzündungsaktivität; ist die Gefahr vorüber, normalisiert der Parasympathikus mittels Cortisol die Entzündungsaktivität und stellt den Ruhezustand wieder her. Befindet sich der Mensch nun im Dauerstress – aufgrund eines sehr anstrengenden, nie zufriedenen Chefs beispielsweise –, kommt es zu einem erhöhten Cortisolspiegel, da das Cortisol versucht, die durch die Stresshormone ausgelöste Entzündungsaktivität wieder herunterzufahren. Das hat ein ständig geschwächtes Immunsystem zur Folge, da aufgrund von Cortisol T-Zellen und andere Immunzellen handlungsunfähig werden. Folglich führt eine anhaltende Störung der Immunregulation zum Auftreten von Infektionen, Wundheilungsstörungen, Allergien und sogar Krebs.
Andersherum wirkt das Immunsystem auch auf unsere Psyche. Bei dem als „Sickness Behavior“ definierten Zustand fühlen wir uns infolge einer Infektion krank, matt und angeschlagen. Wir wollen uns ausruhen, ins Bett kuscheln und gesund pflegen lassen. Diese gesunde Reaktion der Psyche sorgt dafür, dass wir uns schonen und das Immunsystem effizienter arbeiten kann.
Dabei gibt es beispielsweise keinen Unterschied zwischen Krankheitserregern, Beinbruch, Stress, Zorn, Angst und Wut – auf all das reagiert das Immunsystem mit seinen Verteidigungsmechanismen. Werden diese Mechanismen jedoch zu lange aufrechterhalten, etwa weil wir zu stark belastet sind, kommt es zu Krankheiten. Ein aufgeführtes Beispiel ist die dauerhafte Belastung durch die Pflege eines chronisch kranken Angehörigen. Durch eine Langzeitmessung der proinflammatorischen Zytokine, die anzeigen, wie viel Entzündungsprozesse im Körper ablaufen, konnte nachgewiesen werden, dass pflegende Menschen hohe Werte dieses Proteins aufweisen. Da eine dauerhafte Erhöhung des Proteins ursächlich für einige Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Osteoporose und Arthritis ist, konnte somit ein direkter Zusammenhang zwischen der mental und körperlich belastenden Aufgabe der Pflege und der eigenen Gesundheit hergestellt werden.
Doch warum werden beim Allgemeinmediziner keine psychologischen Ursachen bei der Diagnose von Krankheiten beachtet? Auch darauf gibt der Autor eine plausible Antwort: Bereits im Studium wird den angehenden Ärzten vermittelt, dass nur die emotionale Distanzierung zum Menschen eine sachlich korrekte Diagnostik und Behandlung bewirken kann. Christian Schubert scheut sich nicht, seine Kollegen aufgrund dieser Einstellung zu kritisieren. Als wären sie Mechaniker, die lediglich Autos reparieren, schreibt er.
Im Buch fordert Schubert auf, den Blick zu weiten und Menschen und deren Gesundheit auch unter Betrachtung psychischer, sozialer und emotionaler Dimensionen zu betrachten. Dazu führt er anhand von Patientenbeispielen aus seiner Forschung in jedes Kapitel ein. Besonders ist mir das Schicksal von Gerlinde Hartig mit einer doppelten Krebsdiagnose im Gedächtnis geblieben. Kann psychosozialer Stress das Tumorwachstum in Gang setzen und Krebs zum Ausbruch bringen? Schubert zeigt, dass übermäßig angestiegene Stresshormone bewirken, dass Tumorzellen beweglicher und somit tödlicher sind. Auch die Tatsache, dass die Wundheilung unter Stress um rund 40 Prozent verzögert ist, hat sich mir nachhaltig eingeprägt.
Als Quintessenz dieser neuroimmunologischen Reise durch den Körper kann man festhalten: Jeder Mensch sollte holistisch betrachtet und auch in diesem Sinne behandelt werden.
sr
J. B. Handley
Unimedica-Verlag
328 Seiten
ISBN: 978-3-962572-27-3
€24,80
Die weltweit entfachte Diskussion rund um mRNA-Impfstoffe im Zusammenhang mit Covid-19 sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Impfungen generell skeptisch zu beurteilen sind, insbesondere in Bezug auf sogenannte Adjuvanzien. Diese mit dem harmlosen Begriff Wirkverstärker bezeichneten Substanzen können gefährlicher sein als die Immunseren selbst. Dass und auf welche Weise Adjuvanzien wie Aluminium konkret zu Autismus führen, beschreibt J. B. Handley in seinem seit September 2021 auch auf Deutsch erhältlichen Buch.
Man meint, einen Krimi in der Hand zu haben, so spannend und temporeich sind die faktenbasierten Ausführungen des Autors, selbst Vater eines Sohnes, bei dem sich nach der MMR-Impfung sukzessive autistische Symptome einstellten. Der Unterschied zu einem Krimi ist jedoch, dass die beschriebenen Fälle, Vertuschungen seitens der Behörden und Einflussnahmen der Industrie, wissenschaftlichen Aussagen und unfassbaren Versuche, betroffene Eltern, kritische Journalisten sowie Whistleblower aus der Wissenschaft mundtot zu machen, wahr sind. Handley beweist mit viel Sachverstand und glasklar dokumentiert, wie Medien, Industrie und die Regierung alles unternehmen, um der Impfindustrie weiterhin Tür und Tor für Verbrechen an der Menschheit zu öffnen.
Besonders aufschlussreich sind Handleys Schilderungen in Bezug auf die Anfälligkeit gegenüber Impfschäden von Kindern, die im Vorfeld schon an mitochondrialer Dysfunktion leiden, einem Ungleichgewicht des Energiestoffwechsels innerhalb der Zellen. Die Mitochondrienmedizin, auch Mitomedizin genannt, ist ein Gebiet, das noch in den Kinderschuhen steckt, aber weitere Beweise dafür liefert, wie sensibel Zellen auf toxische Substanzen reagieren.
Die Biomedizin ist es schließlich auch, die fallweise Hilfe bieten kann. Das letzte von zehn Kapiteln widmet Handley daher einigen biomedizinischen Möglichkeiten, um das Leiden betroffener Kinder zu lindern. Im Falle seines Sohnes konnten dadurch zumindest ein paar der gravierendsten Symptome minimiert werden. Kaum ein Thema ist heutzutage derart tabubehaftet wie die schädlichen Folgen von Impfungen. Wer bis jetzt keine Zusammenhänge zwischen der in den letzten Jahrzehnten dramatisch gestiegenen Impfquote und den ebenso dramatisch gestiegenen neurodegenerativen Erkrankungen gerade bei Kindern und Jugendlichen sehen will, sollte zumindest das Buch von Handley lesen – und dann entscheiden. In der NEXUS-Ausgabe Nr. 81 sind in dem Beitrag „Aluminium als Ursache von Autismus – Warum schweigen Ärzte, Gesundheitsbehörden und Medien?“ detaillierte Betrachtungen der gesundheitlichen Folgen auf das Stoffwechselsystem und Gehirn zu finden. Mit Blick auf all die impfgeschädigten Kinder und deren Eltern ist es nicht nur unterlassene Hilfeleistung, die Fakten rund um toxische Inhaltsstoffe in Impfseren zu verschweigen, sondern der Gipfel der Ignoranz und Fahrlässigkeit. Das Narrativ, Impfkritiker wären Verschwörungstheoretiker, hält sich hartnäckig. Die Diffamierung jener, die das Offensichtliche und Bewiesene benennen, erfolgt global nach denselben Spielregeln des Täterschutzes – auf Kosten der Gesundheit unzähliger Kinder, von deren Degeneration nicht nur Big Pharma profitiert, sondern das gesamte medizinische Establishment und eine immer mehr auswuchernde Betreuungsindustrie.
bw
Dr. Joseph Mercola & Ronnie Cummins
Kopp Verlag
400 Seiten
ISBN: 978-3-864458-52-1
€ 22,99
Bücher, die schon im Titel „die ganze Wahrheit“ versprechen, sind stets mit Vorsicht zu genießen. Vor allem bei einem Thema wie Covid-19, das die Welt in „Gläubige“ und „Leugner“ spaltet und bei dem sich täglich etwas Neues ergibt, ist es nicht einfach, vollständig zu sein – zumal ein übersetztes Buch ja auch eine gewisse Produktionszeit hat, bis es im deutschen Sprachraum auf dem Markt ist.
Andererseits: Meistens ist es ja der Verlag, der solche Formulierungen aufs Cover knallt. Und außerdem ist einer der Autoren von „Covid-19: Die ganze Wahrheit“ Dr. Joseph Mercola, ein amerikanischer Arzt und Naturheilexperte, von dem man aufgrund seiner bisherigen Schriften durchaus annehmen kann, dass er die Wahrheit sagt. Sein Mitautor ist Ronnie Cummins, Gründer und Leiter der Organic Consumers Association, die sich für „ein gesundes, gerechtes und nachhaltiges System der Nahrungsmittelerzeugung“ einsetzt. Wer mit Google-Algorithmus im Netz nach Dr. Mercola sucht, erfährt sofort, dass er einer der Hauptverbreiter von „Covid-19-Falschinformationen“ und der Arzt sein soll, „dem die Querdenker vertrauen“. Wenn die Lügenmedien solche Dinge behaupten, kann man dem Mann erst recht Glauben schenken.
Was die beiden Verfasser in ihrem Werk „enthüllen“, wird vielen Lesern, die die Coronadiskussion nicht nur via Mainstream, sondern auch über die Alternativmedien verfolgen, nicht ganz neu sein. Mercola und Cummins gehen davon aus, dass das SARS-CoV-2-Virus keineswegs natürlichen Ursprungs ist, sondern im Zuge der „Gain of function“-Forschung in einem Labor in Wuhan gebastelt und aus diesem – wahrscheinlich unabsichtlich – freigesetzt wurde. Der Annahme, dass dahinter keine böse Absicht steckte, widerspricht allerdings gleich das nächste Kapitel, in dem von der Generalprobe für die „Pandemie“, einer Veranstaltung unter dem Titel „Event 201“, die Rede ist, bei der auch gleich beschlossen wurde, wie man medial und politisch mit Kritikern und „Zweiflern“ umzugehen hat. Dass die derzeitige weltweit inszenierte Krise lange vorbereitet wurde, darauf weisen auch die von der WHO vorgenommenen Neudefinitionen von entscheidenden Begriffen wie Pandemie und Herdenimmunität hin. Wie dies alles in den Great Reset – ein globales Verarmungs- und Entmündigungsprogramm, von dem nur Big Pharma, Big Tech und die dahinterstehenden Multimilliardäre profitieren werden – münden soll, wird ebenfalls behandelt, ebenso wie die Gefahren der (Zwangs-)Impfung. Wie gesagt, all das wird aufmerksame Beobachter der aktuellen Ereignisse nicht mehr überraschen; dass der eingeschlagene und programmierte Weg schnurstracks in den globalen Überwachungsfaschismus führt, ist vielen von uns längst auf das Tragischste bewusst.
Was „Covid-19: Die ganze Wahrheit“ vom Rest der coronakritischen Literatur unterscheidet, sind die konkreten Ratschläge für die Gesundheit, die darin von den Autoren erteilt werden. Wirklich gefährdet von dem „neuartigen Virus“ sind nämlich in überwiegendem Maße jene Leute, die sich von Junkfood und anderen industriell verarbeiteten Lebensmitteln ernähren, einem ungesunden Lebensstil frönen und daher ohnehin schon etliche Vorerkrankungen haben. Eine Ernährungsumstellung, viel Sport und der Wille, die Kontrolle über das eigene Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, seien daher Voraussetzungen, die Gesundheit zu erhalten oder wiederzuerlangen. Konkrete Ratschläge zu wirksamen Medikamenten und Nahrungsergänzungen sowie eine Aufforderung, endlich Widerstand gegen die Coronadiktatur zu leisten (was Deutschen und Österreichern als routiniert gehorsamen Befehlsempfängern anscheinend besonders schwerfällt), runden das Buch ab und machen es daher zur empfohlenen Lektüre. Auch für doppelt Geimpfte, die langsam einsehen, dass sie vielleicht einen Fehler gemacht haben und sich daher nicht für den „dritten Stich“ anstellen wollen.
ph
Brigitte Hamann
Kopp Verlag
160 Seiten
ISBN: 978-9-864458-39-2
€ 12,99
Pflegt eure Zirbeldrüse, denn sie produziert Melatonin – und das ist die Basis für unsere Gesundheit. Das ist die Botschaft des Buches, die Brigitte Hamann in 34 Kapiteln erläutert. Beginnend mit den allgemeinen Fakten zur Bildung, den Eigenschaften und der Funktion werden im Verlauf des Buches die Auswirkungen von Melatonin auf verschiedene Krankheitsverläufe wie zum Beispiel Diabetes Typ 2, Bluthochdruck, Gastritis und mögliche Einflussnahmen zum positiveren Verlauf beschrieben. Die einzelnen Kapitel sind dabei kurz gehalten, verständlich geschrieben und frei von lateinischen Fachbegriffen; auch die Krankheiten werden jeweils kurz erläutert.
Hamann stellt im Buch die vorhandenen Kenntnisse zum Melatonin dar, und es wird deutlich, wie umfassend das Molekül im Körper tätig ist. Mir bisher völlig unbekannt waren sein Einfluss auf unser Immunsystem sowie die starke antioxidative Wirkung, die es im ganzen Körper entfaltet.
Sein entscheidender Einfluss auf den Schlaf-Wach-Rhythmus ist wohl die bekannteste Funktion, daher widmet Hamann dem Schlaf auch ein eigenes Kapitel. Hervorzuheben ist hier nicht nur die Übersicht zu Beginn des Kapitels mit den wichtigsten Fakten, sondern auch die Tatsache, dass die Autorin mit zielgerichteten Fragen das eigene Schlafverhalten hinterfragt und damit an die persönlichen Umstände andockt. Die in Deutschland verbreiteten Schlafprobleme haben mehrere Ursachen, eine davon ist die verringerte Melatoninbildung. Um sie zu verbessern, gibt die Autorin viele alltagstaugliche Tipps, etwa das Ausschalten sämtlicher Licht- oder EM-Quellen (Handy, WLAN) vor dem Zubettgehen.
Insgesamt gibt das Buch einen guten Überblick zum Melatonin und dessen Tätigkeitsfeld in unserem Körper. Die Argumentation erzeugt den Eindruck, als wäre Melatonin ein Allheilmittel und könnte vorbeugend zu vollkommener Gesundheit führen – doch das ist wohl etwas dick aufgetragen, zumal es an Verweisen zu entsprechenden Studien fehlt. So bleibt das Buch ein verständlicher Einstieg ins Thema mit vielen Praxistipps.
sr
Uli Gellermann, Tamara Ganjalyan (Hrsg.)
Sodenkamp & Lenz
255 Seiten
ISBN: 978-3-982274-51-5
€ 25,–
Anfangs habe ich es ja noch geschafft, ein paar Sitzungen des Corona-Ausschusses um Reiner Fuellmich und Viviane Fischer zu verfolgen. Inzwischen sind sie bei Sitzung 79 angelangt, sie haben die ganze Büchse der Elitenkritik geöffnet, und ich habe es aufgegeben dranzubleiben. Gut, das war auch nicht mein Anspruch – aber wer bitte hat sonst jede Woche fünf, sechs Stunden Zeit, sich eine Sitzung komplett reinzuziehen?
Als ich vor ein paar Monaten von dem kleinen Team erfahren habe, das die Sitzungen transkribiert und leserfreundlich herunterbricht, habe ich das sofort begrüßt – aber dass es eine Heidenarbeit wird und professionelle Begleitung braucht, war mir auch klar. Der vorliegende Band hinterlässt da einen ambivalenten Eindruck: Von der Aufmachung her hat er den Geruch von Eigenverlag, man hätte mit mehr Aufwand den Protokollen des Ausschusses mehr Gewicht verleihen können. Hinzu kommt, dass man die Informationen aus den Ausschusssitzungen 1 bis 15 fast schon auswendig aufsagen kann, selbst wenn man nicht jedes Interview gelesen oder gehört hat. Was war wirklich los in Bergamo? Helfen Masken überhaupt? Wie geht es eigentlich den Alten mit den Maßnahmen? Und was macht die Panik mit uns?
In den alternativen Netzwerken sind diese Fragen ausführlich diskutiert worden, im Mainstream werden die immer gleichen Antworten wiedergekäut, wenn überhaupt. Die Frage ist daher, wen das Buch erreichen soll, denn inzwischen ist klar: Die Blase, in die die Kritiker vom Mainstream eingepfercht wurden, konnte auch der Ausschuss nicht sprengen. Im Gegenteil: Fuellmich und Co. wurden zu Parias erklärt. Ihre kritischen Kollegen um Dirk Sattelmaier, Ralf Ludwig, Markus Haintz und Co. beklagen immer wieder, dass die Justiz im Eimer sei und sich die höheren Instanzen um die Hauptsacheverfahren winden. Es gibt also niemanden von offizieller – sprich juristisch, bestenfalls neutraler – Seite, der prüft, ob das, was die Regierung über ihre Experten verlautbart, tatsächlich stimmt oder überhaupt mit den Grundgesetzen vereinbar ist.
Aber was tun? Seit Demonstrationen quasi verboten sind und sich der Mainstream immer tiefer in sein autokratisches Loch strudelt, bleibt nur, das Geschehen zu dokumentieren – und juristisch dranzubleiben. Ralf Ludwig gründet sein Zentrum zur Aufklärung der Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Coronazeit (ZAAVV.com) in Luxemburg, es entstehen Netzwerke kritischer Richter und Staatsanwälte, auch der Ausschuss zeigt keine Ermüdungserscheinungen und berät gerade einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss in Polen.
Das Buch ist vor diesem Hintergrund vor allem eins: eine Dokumentation, ein Akt der Geschichtsschreibung, eine schriftlich festgehaltene Beweisaufnahme, wie die Herausgeber in Vorwort und Nachwort schreiben.
Ich bin dennoch verhalten skeptisch. Gerichtsfest werden die zusammenfassenden Texte der Interviewten in dieser Form kaum werden, und wenn Ausschuss und Verlag die vorgelegte Geschwindigkeit beibehalten, verfügen wir in frühestens zehn Jahren über die komplette Dokumentation.
dw
Dr. Gabor Maté
Verlag Unimedica
328 Seiten
ISBN: 978-3962572-59-4
€ 28,80
Dr. Gabor Maté, kanadischer Arzt mit ungarischen Wurzeln, schrieb dieses Buch bereits vor rund 20 Jahren, als die AD(H)S-Welle weltweit sukzessive um sich zu schlagen begann. An Aktualität hat das Werk seitdem eher noch gewonnen. Maté gilt nicht nur als einer der international renommiertesten Sucht- und Traumaexperten, sondern auch als jemand, der die komplex erscheinende Symptomatik rund um Aufmerksamkeitsstörungen kompetent und einfühlsam zu beleuchten in der Lage ist.
Der sogenannte Zufall brachte den Mediziner vor vielen Jahren dazu, sich selbst näher mit der „Unruhe im Kopf“ zu beschäftigen. Was er auf seiner Spurensuche herausfand, gab ihm Antworten auf seine eigene oft als rätselhaft erlebte Befindlichkeit, eine Art Unrast im Geist, die ihm als Teil von sich selbst zwar hinsichtlich der verschiedenen Symptome bewusst war, aber nicht in Bezug auf eine seriöse Diagnostik und mögliche Ursachen, geschweige denn auf eine Heilung.
Maté wäre aber nicht Maté, hätte er nicht tiefer gegraben. Welche Rolle traumatische Erlebnisse, systemische Familienmuster, neurophysiologische Wechselwirkungen und ein Mangel an verlässlichen Bindungserfahrungen beim Entstehen von Aufmerksamkeitsstörungen spielen können, welche Möglichkeiten und Grenzen pharmazeutische Präparate bieten und welche Heilungswege wirklich zielführend sein können, wird in diesem Buch verständlich und gewinnend beschrieben.
Mit einem erzählerischen Stil und der für Maté charakteristischen menschlichen Wärme gelingt es ihm, unterschiedliche Aspekte in der Ursachenkaskade zu einem kohärenten Bild miteinander zu verweben – ein Bild, das sicherlich auch zu mehr Verständnis für betroffene Menschen und für sich selbst sorgen kann.
Darüber hinaus wird der kulturelle und gesellschaftliche Kontext betrachtet, der heutzutage mehr als jemals zuvor regelrecht dafür prädestiniert ist, dass immer mehr Menschen zu Aufmerksamkeitsstörungen neigen. Die Genetik als einen der wesentlichen Gründe heranzuziehen, ist laut Maté viel zu einseitig gedacht. Kinder sind zwar Symptomträger der Familien und der Gesellschaft, aber die Bedingungen, unter denen Menschen seit Jahrzehnten – besonders in den Industrienationen – aufwachsen, sind bei der Betrachtung der Ursachen viel bedeutsamer als ein paar Basenpaare auf der DNA.
Die Welt ist sehr viel unruhiger und reizüberfluteter geworden. Dass sich das auf die Gehirnentwicklung und die Seele auswirkt, liegt eigentlich auf der Hand. Und doch gehen die meisten Fachbücher, die es seit vielen Jahren zur Symptomatik gibt, kaum darauf ein.
Dass „Scattered Minds“, so der Originaltitel, nun auf Deutsch erhältlich ist, kann durchaus als Segen betrachtet werden, denn die Ausführungen des Autors sind im besten Sinne ganzheitlich. Sie zeigen auf, wie dringend nötig gesamtgesellschaftliche Veränderungen hin zu gesünderen und liebevolleren Beziehungen, zur generellen Entschleunigung und zu mehr Gelassenheit sind – heute mehr denn je, wo wir zwar digital immer stärker „connected“ sind, aber oft nicht mehr mit uns selbst.
Ein ganz subjektiver Eindruck beim Lesen: Ein bisschen wahrnehmungsgestört sind wir inzwischen eigentlich alle. Die Lektüre von „Unruhe im Kopf“ birgt keine Risiken, hat aber gewiss viele erhellende Nebenwirkungen.
bw
Amy Bruni
Ansata Verlag
240 Seiten
ISBN: 978-3-778775-76-9
€ 20,–
Die Autorin wirkte in der bekannten Serie „Ghost Hunters“ mit, die darauf ausgerichtet war, Beweise für die Existenz von Geistern zu finden. Amy Bruni genügte das aber nicht, sie wollte einen Schritt weitergehen und herausfinden, wer diese Geister sind und was sie uns mitteilen wollen. Nach Jahren verließ sie die Serie und entwickelte zusammen mit ihrem Partner ein neues Sendungskonzept: die „Ruhelosen Seelen“. Beide wollten einen Rahmen schaffen, um die Geschichte jedes Geistes zu erzählen, den sie vorfanden. Sie begegneten den Wesen mit Mitgefühl, Respekt und Empathie. Das brachte den großen Erfolg der Sendung.
Beim Thema „Geister“ scheiden sich selbige. Man wird niemanden, schon gar keinen Skeptiker, von paranormalen Phänomenen überzeugen – aber das will die Autorin auch gar nicht erreichen. Sie möchte das Phänomen, das sie schon ihr ganzes Leben begleitet, verstehen. Dabei liefert sie keine eindeutige Antwort, und ihre Erfahrungen sind weit von den Vorstellungen entfernt, die uns das Fernsehen in den Kopf gesetzt hat. In den „Spukhäusern“ begegnen dem Leser keine rot glühenden Augen, sondern Leute, die im Dunklen sitzen und auf ein Geräusch warten.
Natürlich geht es bei der Geisterjagd auch um den Nervenkitzel einer Kontaktaufnahme, doch für die Autorin steht etwas anderes im Vordergrund: „Ein Mensch, der einmal lebendig war und sich jetzt in einer Situation befindet, in der auch du vielleicht eines Tages sein könntest.“ So sind ihre vielen Erlebnisse in dem Buch von Menschlichkeit getragen, denn für Bruni wollen diese ruhelosen Seelen gehört werden – und das Gehör verschafft sie ihnen. Sie war schon an allen möglichen und unmöglichen Orten, von verlassenen Krankenhäusern über Spukgefängnisse bis hin zu stillgelegten psychiatrischen Anstalten, wo die Geister buchstäblich aus den Wänden kommen. So manche brenzlige Situation war dabei. Ihre Geistergeschichten sind verrückt gut. Im Grunde genommen erzählt sie uns aber nicht ihre, sondern die Geschichte der jeweiligen Geister. Es gibt furchterregende Orte und Fälle, in denen Geister ernsthaft versuchen, Leute einzuschüchtern oder zu verletzen. Es gibt aber genauso Orte, an denen die übernatürliche Präsenz eine positive Kraft ist, deren Gegenwart die Leute schätzen.
Die Autorin hat einen sehr ungewöhnlichen Beruf, in dem ihr Herzblut steckt. Sie lebt für das Unbekannte, arbeitet dabei aber nicht mit Effekthascherei. Alles, was sie tut, ist, bescheiden ihre persönlichen Erfahrungen und Erlebnisse mitzuteilen, ohne eine absolute Wahrheit zu verkünden.
aka
Gilbert Sternhoff
Amadeus Verlag
308 Seiten
ISBN: 978-3-9386656-71-6
€ 21,–
Seit annähernd 20 Jahren recherchiert Gilbert Sternhoff zum Thema „Dritte Macht“ und hat in dieser Zeit fünf Bücher dazu geschrieben. Sein neues Werk sieht er als eine Art Zusammenfassung, erheblich ergänzt um neue Informationen. Aber Moment: Was soll das sein, die „dritte Macht“? Als das Ende des Dritten Reiches absehbar war, bildete sich bekanntermaßen innerhalb der SS eine Struktur, die sich mit viel Geld und den Filetstücken der Hochtechnologieentwicklung in den letzten Tagen des Krieges aus Deutschland zurückzog. Der Begriff „Absetzbewegung“ ist vielen eher geläufig. Sternhoff spricht dennoch von einer „dritten Macht“, weil sie sich ihm zufolge neu formierte, ein mindestens gleichwertiges Pendant zu den beiden damaligen Supermächten darstellt und gewichtigen politischen Einfluss auszuüben vermag. Er geht noch weiter: Seiner Meinung nach kann die Übernahme der Welt durch diese dritte Macht gar nicht verhindert werden. (Bitte schauen sie jetzt sofort kurz in einen Spiegel und beobachten sie ihre Gesichtszüge!)
Sie lesen offenbar weiter, Sie sind entweder neugierig, von den Geschichtslügen so angewidert, dass Sie sich alles erst einmal anhören, oder ein Science-Fiction-Fan. Aber bei Sternhoff geht es weder um Nazis auf der Rückseite des Mondes noch um eine Basis in Neuschwabenland. Er hat viel Wissen zu diesem Themenkomplex gesammelt, Informationen von seinen Lesern bekommen, aber auch selbst vor Ort recherchiert. Aber der Reihe nach: Ausführlich beschreibt er die wichtigsten Protagonisten der Absetzbewegung und deren Aktivitäten in den letzten Kriegstagen. Das ist detailliert dargelegt, aber wenig kann als gesichert gelten. Welchen Modernisierungsschub Argentinien nach Kriegsende durch den Wissenszufluss aus Deutschland erlebte, wäre ein eigenes Buch wert, genauso wie die schon frühzeitige Gründung von Unternehmen im Ausland für den Fall einer Niederlage. Welche Bunker heute noch als Lager der dritten Macht dienen und gesichert bzw. sogar bewacht werden, reißt er nur an, aber das wenige erklärt den unterschiedlichen Umgang mit diesen unterirdischen Anlagen bis heute.
Sternhoffs Grundthese ist zugleich mein größter Bauchschmerz mit diesem Buch: Er führt wirklich alle Ufo-Phänomene auf die dritte Macht zurück – Entführungen, Tarnkappentechnologie, Implantate, genetische Forschungen inklusive Zuchtprogramm, Telepathie und die kleinen Grauen … Lassen Sie sich überzeugen, bei mir hat er es nicht geschafft. Das soll aber keineswegs heißen, dass dieses Buch Unfug ist – es ist nur ungewohnt, eine rationale Analyse unter der Annahme zu lesen, alle „Außerirdischen“ seien im Grunde Gesandte der dritten Macht. Sind andere Hypothesen, die von Reptilienrassen bis hin zu einer KI reichen, die das Universum übernommen hat, und die ohne die Annahme anderer Naturgesetze, Zeitlinien oder Dimensionen nicht auskommen, etwa besser oder „wahrer“?
Im zweiten Teil des Buches beschreibt er seine Suche nach dem Kommandostab der dritten Macht. Anfangs soll der in Chile, später dann im Grenzgebiet zwischen Brasilien und Venezuela angesiedelt gewesen sein, wo er ihn selbst mit einer Expedition vergeblich gesucht hat.
Am Ende beantwortet er Fragen, die immer wieder im Zusammenhang mit der dritten Macht auftauchen, und erklärt die für ihn plausibelste Strategie: Sie werden die sich abzeichnende ökonomische und gesellschaftliche Katastrophe für sich nutzen.
Das alles ist spannend geschrieben, bietet Unterhaltung und ungewöhnliche Einsichten. Sternhoff ist ein politisch eher neutraler Forscher, der versucht, die vielen Puzzlestücke zusammenzufügen. Wer weiß, vielleicht sind die himmlischen Heerscharen aus der Apokalypse am Ende ja das letzte deutsche Bataillon?
cv
Erich von Däniken
Kopp Verlag
255 Seiten
ISBN: 978-3-864458-45-3
€ 22,99
In seinem neuen Buch beantwortet Erich von Däniken (EvD) ausführlich einige der zahlreichen Fragen und Zuschriften aus dem Kreis seiner Leser. Das bebilderte Handbuch gliedert sich in drei größere Kapitel.
Im ersten Teil „Die Rückkehr der Götter“ geht es um Ufo-Sichtungen, merkwürdige Himmelserscheinungen und Entführungen durch Außerirdische. Die Berichte kommen aus aller Welt, einige Schilderungen sind schon über 30 Jahre alt, aber die meisten Zuschriften stammen aus den vergangenen zwei Jahren. Das Ufo-Thema wird in der Öffentlichkeit gerne belächelt, aber erst 2020 räumte Professor Haim Eshed, langjähriger Leiter des israelischen Programms für Weltraumsicherheit, gegenüber der Presse die Existenz einer „Galaktischen Föderation“ ein, die in Kontakt mit der US-Regierung stehe und mit ihr sogar eine gemeinsame unterirdische Basis auf dem Mars betreibe. In diesem Kontext fügen sich die bekannten Aussagen des Altmeisters der Präastronautik zu Außerirdischen als Lehrmeister der Menschheit gut ein. Gleichwohl klingen manche „Augenzeugenberichte“ abenteuerlich, wenn es etwa um Sex mit Aliens oder Hakenkreuze in Raumschiffen geht.
Im 2. Kapitel „Nazca ist überall“ geht es um die gewaltigen Landebahnen in der heißen Nazca-Ebene in Peru. Dieses Sujet hat EvD schon in zahlreichen Büchern abgearbeitet und es hängt ihm – nach eigenem Bekunden – schon zum Halse raus. Aber immer noch gehen viele kritische Fragen dazu ein, auf die er akribisch, selbstkritisch und verständnisvoll eingeht.
Im dritten Kapitel „Unmögliche Technologien“ stehen schließlich Fragen zu archäologischen Rätseln im Fokus. Da dürften viele Passagen auch für Leser interessant sein, die mit dem Ufo-Komplex nicht viel anfangen können, sich aber für Archäologie und Vorgeschichte interessieren. Den Schwerpunkt des Abschnitts bilden die ägyptischen Pyramiden, die Geheimnisse von Stonehenge und anderer Steinkreise; auch die zahlreichen Menhire in Deutschland, der Schweiz und Österreich werden thematisiert. Auf Fragen, wie diese Gesteinsmassen in der Steinzeit überhaupt bewegt, bearbeitet und vor allem nach astronomischen Berechnungen in exakten Abständen zueinander aufgestellt werden konnten, kann die etablierte Altertumsforschung bis heute keine zufriedenstellenden Antworten liefern. Mit Rückgriff auf alte religiöse und mythologische Schriften, archäologische Funde sowie naturwissenschaftliche Erkenntnisse, wie etwa die Schwarzschild-Energie, versteht es der redegewandte Schweizer, seine Auffassungen nachvollziehbar und äußerst unterhaltsam zu erläutern.
Für Fans von EvD ist das „Buch der Antworten“ sicherlich Pflichtlektüre, für offene Gemüter dürfte es zumindest eine muntere Unterhaltung sein.
sb
Alexander Heil
Eigenverlag
352 Seiten
Freiheit-in-der-Krise.de
€ 42,–
Der Bildband rührt an meine sentimentale Ader: Sucharit Bhakdi, Gunnar Kaiser, Bodo Schiffmann, Klaus Püschel, Stefan Homburg, Martin Haditsch – es ist ein Who is Who der Maßnahmenkritiker, und mit den Porträts steigen Erinnerungen auf. Seltsam, denke ich beim Blättern: Ich kenne keinen dieser Menschen persönlich – und doch habe ich den Eindruck, mich verbindet mehr mit ihnen als mit manch einem meiner engeren Freunde. Alexander Heil rückt sie im Großformat noch ein paar Zentimeter näher heran, friert sie ein, und so habe ich Zeit, den Porträtierten in die Augen zu schauen. Was sehe ich? Freude. Sorgenfalten. Kämpferische Blicke. Trauer.
Die Bilder haben Kraft, gerade weil sie lapidar erscheinen, wie aus der Hüfte geschossen. Immer wieder guckt die Ungewissheit aus den Schnappschüssen: Der Fokus liegt auf den Händen, das Gesicht versinkt in Unschärfe, die Akteure sitzen verloren in einer Ecke des Bildes. Der Wechsel zwischen Farb- und Schwarzweißfotos, zwischen Bildern bewegter Demonstranten und stillen Porträts bestärkt diesen Eindruck: Man weiß nicht so richtig, wo es hin-, wie es weitergeht. Tauchen wir ins farbenfrohe Gemeinsam ein – oder versinken wir im Grau autoritärer Maßnahmen?
Die Begleittexte geben den Bildern eine Stimme: Mal ein brüchiges Statement, mal ein ausgefeilter, aktivistischer Text, mal eine Satire. Mir begegnen auch Menschen, deren Namen ich trotz vermeintlicher Kenntnis der Kritikerszene noch nie gehört habe: Rolf Karpenstein, Dirk Maxeiner, Dr. Gunter Frank, Thorsten Schleif. Richter, Journalisten, Psychologen, Unternehmer, Ärzte – kaum ein Berufsstand, der nicht vertreten ist.
Mich stimmt der Band nachdenklich: So fühlt es sich also an, in der Minderheit zu sein, im Widerstand gegen eine gleichgeschaltete Welt, die von Propaganda durchseucht ist. Die einen ausgrenzt und verhöhnt, als Lügner und Gefährder abstempelt. In einem paternalistischen Regime, das Demonstrationen verbietet, Kindergeburtstage auflöst und vorschreibt, mit wie vielen Menschen man sich treffen darf. Die Bilder und Texte erzählen das – und noch einiges mehr.
Coronoiker mögen in dem Band eine Ikonografie der Wirrköpfe und Schwurbler sehen – für mich ist es eine Galerie der Außergewöhnlichen, mehr als nur ein Stück Zeitgeschichte. Ich sehe authentische Menschen, die den Mumm haben, für Freiheitsrechte, Eigenverantwortung und Menschlichkeit einzustehen. Sie zeigen Gesicht in einer Zeit, in der die meisten es lieber verstecken – und sie alle sind bereit, die Konsequenzen dafür zu tragen.
dw
ab – Alina Becker
aka – Angelika Katterbach
bw – Beate Wiemers
cv – Christian Vogt
sr – Stefanie Reul
sb – Sascha Bach
ph – Peter Hiess
dw – Daniel Wagner