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Trinity: The Best-Kept Secret | Geheimnisvolles Atlantis | Das Buch der Verdammten | Irreversibler Schaden | Regime Change von rechts | Die Zukunft beginnt heute | Der große Silber-Bulle
Trinity: The Best-Kept Secret
J. F. Vallée, P. L. Harris
Starworks/Documatica
357 Seiten
ISBN: 979-8-8416-5335-6
$ 24,99
Wenn der inzwischen über 80-Jährige Jacques Vallée nicht nur zum Stift greift, sondern auch die Strapazen mehrerer Reisen in die Wüste New Mexicos auf sich nimmt, dann muss man die Ohren spitzen.
Das Buch beginnt mit den Ereignissen, die als Trinity-Test in die Geschichte eingebrannt sind: dem Atombombentest im Rahmen des Manhattan-Projekts unter Robert Oppenheimer, der (zumindest in der offiziellen Version) zu Hiroshima und Nagasaki führte, damit den Widerstandswillen der Japaner brach und den Zweiten Weltkrieg beendete. Allein von den Umständen und den Schicksalen der um das Gelände lebenden Familien zu lesen, die nicht vorgewarnt wurden und bis heute unter den Folgen leiden, gibt Stoff zum Grübeln.
Doch laut Vallées und Harris’ Recherchen hat es einen Monat später noch einmal gekracht: Auf dem Gelände einer Ranch im kleinen San Antonito nordwestlich des Trinity-Geländes soll ein Ufo abgestürzt sein, was zwei Kinder, Reme Baca und Jose Padilla, live beobachtet haben wollen. Nach Jahrzehnten des Schweigens entscheiden sich beide, mit ihren Erlebnissen an die Öffentlichkeit zu treten.
Die Geschichte, die Harris und Vallée in teils quälend ausführlichen Zeugenbefragungen zusammentragen, kristallisiert sich folgendermaßen heraus: Ein „avocadoförmiges“ Flugobjekt kollidiert mit einem Radioturm, verliert an Höhe, zieht eine Schneise in den Wüstensand und bleibt dort liegen. Drei Wesen, die sich fortbewegen, als würden sie ihre Bewegungen mit Gedankenkraft steuern, werden von den Kindern beobachtet, die darauf ihrem Vater davon erzählen. Der kommt zwei Tage später mit einem Polizisten zur Absturzstelle, betritt das Ufo, erzählt aber sein Leben lang kein Wort mehr darüber. Kurz darauf rückt das Militär an und räumt den Ort über mehrere Tage, geht dabei aber so unvorsichtig vor, dass es den Jungen gelingt, ein Teil aus dem Objekt herauszubrechen. Die insgesamt vier befragten Zeugen berichten von weiterem Material: Aluminiumstreifen, mit denen in der Kindheit gespielt wurde, die sich, wenn man sie zusammenknüllte, wieder in die Ausgangsform zurückbewegten, und als Engelshaar bezeichneten glasfaserartigen Knäueln, die von selbst leuchteten und von der Familie über Jahre als Weihnachtsbaumbeleuchtung benutzt wurden. Die Aussagen im Buch wirken konsistent, mit kleinen Abweichungen in den Details, was sie zusätzlich glaubwürdig macht. Harris und Vallée haben die Zeugen zudem mehrfach befragt und gelöchert, waren mit Jose vor Ort und fanden weitere Familienmitglieder, die zumindest einen Teil der Schilderungen – insbesondere die über das Engelshaar – bestätigen.
Vallée hat bei mir einen Vertrauensvorschuss, denn ich schätze seine wissenschaftliche, bedachte Herangehensweise, die durch Tausende Fallanalysen und Kontakte in die höchsten Kreise der amtlichen Ufo-Forschung geschult ist. Für ihn stellt dieser Fall den wohl wichtigsten seiner Karriere dar: Er fand vor Roswell statt, also noch bevor die Öffentlichkeit und das Militär den Eiertanz an Desinformationen begannen, hat glaubwürdige Zeugen (es gibt sogar den Sohn eines Piloten, der den Absturz aus der Luft bezeugt haben soll) und eben auchthe bracket– das seltsame Metallstück, das die beiden Jungs aus dem Ufo geborgen haben und das Jose Padilla Vallée zur Analyse überlässt.
Ich bin geneigt, aufgrund der Detailtiefe und Tonalität des Buchs alles für bare Münze zu nehmen – aber dann komme ich mit Autor Daniel Loose im Gespräch zu seinem Artikel auf das Thema zu sprechen und er meint: Schau dir doch mal das an, was Steven Cambian dazu gemacht hat – da scheint was faul zu sein. Ich grabe im Internet und stoße auf einen langen Artikel „Crash Story: The Trinity UFO Crash Hoax“ eines Douglas Dean Johnson (https://bit.ly/3FaFJC5), der ausführt, welche Aussagen der Hauptzeugen und irreführenden Details über ihren Lebenslauf Jacques Valléenichterwähnt. Diese sind so widersprüchlich und heischend, dass Johnson die ganze Absturzgeschichte als Erfindung von Reme Baca brandmarkt. Vallée wiederum fühlt sich veranlasst, in einer langen Erwiderung die Aussagen von Johnson einzuordnen (https://bit.ly/3PNW8Ci) und bleibt beharrlich: Aufgrund seiner persönlichen Begegnungen, Gesprächsanalysen und Erlebnisse vor Ort zweifle er nicht an den im Buch geschilderten Kernaussagen. Der Absturz war real.
Trotzdem lese ich das Buch mit anderen Augen weiter, als ich von den Kontroversen erfahre, und frage mich: Haben wir hier wirklich den Fall der Fälle vorliegen – oder hat sich Vallée auf seine alten Tage tatsächlich ins Boxhorn jagen lassen?
(dw)
Geheimnisvolles Atlantis
J. Douglas Kenyon
Aquamarin Verlag
484 Seiten
ISBN: 978-3-89427-924-0
€ 39,95
Das Mysterium Atlantis hat die Menschheit seit Plato begleitet und immer wieder herausgefordert. Dem Autor Douglas Kenyon ist jetzt der Versuch gelungen, die vielen Fäden der Atlantisforschung zu verbinden: „Geheimnisvolles Atlantis“ ist ein Kompendium, das den Leser mitnimmt auf eine Mysterytour zu einer vorsintflutlichen Zivilisation, die im Gedächtnis der Menschheit ihren rechtmäßigen Platz verloren hat. Der Autor versucht eine Art Rückerinnerung und trägt kaum zu widerlegende Indizien über eine verlorene Kultur zusammen, die einst an der Wiege der modernen Welt gestanden hat. Das Buch, so Kenyon, sei eine Art Kulmination seiner jahrelangen Arbeit als Redakteur und Herausgeber des Magazins „Atlantis Rising“.
Dementsprechend breit ist das Spektrum der Analysen: Kenyon lässt sich aus über das wahre Alter der Sphinx, die technologischen Rätsel von Göbekli Tepe, die Rapa-Nui-Statuen der Osterinseln, Verbindungen zwischen Erde und Mars, Planet X, Zeitreisen, Jesus und die Gnosis, außerirdische Einflussnahmen und antike Hochtechnologien, über die kollektive Amnesie der Menschheit in Bezug auf eine antike globale Katastrophe und vieles mehr.
„Geheimnisvolles Atlantis“ enthält eine riesige Anzahl außergewöhnlicher Fakten und Evidenzen, die der Autor sorgfältig recherchiert und zusammengestellt hat. Leider muss er dabei oft darauf hinweisen, dass ein wissenschaftlicher Fortschritt in der Atlantisforschung durch das vorherrschende reduktionistische Paradigma der materialistischen Wissenshüter behindert wird. Bestimmte akademische Kreise würden dieses Buch eher mit einem Bann belegen als es genau zu lesen.
Kenyon beschwört den Geist von Atlantis, der mit den Relikten und Monumenten jener spirituell und technologisch hochstehenden Zivilisation versunken ist, verschollen unter Ozeanen, Urwäldern und Wüsten. Und dieser Geist sagt: Wenn wir das große Vergessen überwinden, dann können wir vielleicht wieder an die spirituellen Höhen einer verlorenen Epoche anknüpfen – die Suche nach dem verlorenen Atlantis kann in diesem Sinne auch als Suche nach der verlorenen Seele der Menschheit verstanden werden.
ks
Das Buch der Verdammten
Charles Fort
Kopp Verlag
415 Seiten
ISBN: 978-3-86445-936-8
€ 22,99
Wir alle kennen die Geschichte vom Saharastaub. Wenn in mittel- oder auch nordeuropäischen Ländern wieder einmal roter Regen fällt und sich danach Ablagerungen auf Autos oder irgendwelchen Alpengletschern finden, ist mit Sicherheit der Saharastaub daran schuld, der angeblich vom Schirokko in Afrika aufgewirbelt wird und über Europa abregnet, um alles rötlich zu verfärben. Das ist wissenschaftlich erwiesen und belegt. Absolut. Sicher. So absolut sicher, dass es die Boulevardblättchen ebenso wie die Volksbelehrungs-Journalisten der „Qualitätsmedien“ regelmäßig nachbeten und das berühmte einfache Volk fest davon überzeugt ist, dass es zu diesem Thema die Wahrheit kennt.
Der Amerikaner Charles Fort (1874–1932) kannte die Geschichte mit dem roten Regen und dem Saharastaub schon zu seinen Lebzeiten. Er hatte sich jahrelang in Bibliotheken herumgetrieben und dort wissenschaftliche Zeitschriften, aber auch populäre Blätter durchforstet, um die „Verdammten“ zu finden: All die Berichte aus den vorangegangenen Jahrzehnten und Jahrhunderten, die von unerklärlichen Ereignissen erzählten und von der etablierten Wissenschaft ignoriert, wegerklärt oder einfach nur mit Spott und Häme überhäuft wurden. Da ging es um Steine, Frösche und Fische, die vom Himmel fielen, um schwarzen Regen, um plötzliche Verdunklungen des Himmels (auch wenn gerade keine Sonnen- oder Mondfinsternis anstand), um möglicherweise unentdeckte Planeten, um in Gestein gefundene Objekte, die auf hochstehende Zivilisationen hindeuteten, und vieles mehr. Diese Fakten wurden vom Establishment ausgeschlossen, aus der Diskussion verbannt und von angesehenen Forschern mit Argumenten widerlegt, die den vermeintlichen Narreteien an Absurdität in nichts nachstanden. Was nicht sein konnte, durfte nicht sein. Was nicht in Lehrbüchern und Dissertationen stand, auch wenn sich die darin enthaltenen Theorien alle paar Jahre änderten, war mit Sicherheit auf Irrtümer, optische Täuschungen, Dummheit oder Aberglaube zurückzuführen.
Forts längst legendäres Werk „Das Buch der Verdammten“, das ursprünglich im Jahr 1919 erschien und jetzt vom Kopp-Verlag in deutscher Sprache wieder aufgelegt wurde, ist jedoch mehr als nur eine Aufzählung von Phänomenen, die vom wissenschaftlichen System – das stets nach Eindeutigkeit und Beständigkeit strebt – abgelehnt wurden. Es ist vielmehr ein beinahe surreales Sprachkunstwerk, in das der Autor neben all den „verdammten“ Fakten und Faktoiden seine Philosophie und einen herrlichen Sarkasmus verpackt hat. Er macht sich über die Herren Astronomen, Geologen, Evolutionstheoretiker und all die anderen Narren lustig, indem er einfach ihre abstrusen Interpretationen der beschriebenen Ereignisse zitiert und seine eigenen mindestens genauso weit hergeholten Erklärungen liefert (etwa ein Super-Sargassosee oder eisige Platten hoch über der Erde, wahlweise auch Besucher von anderen Welten), an die er aber – wie er an anderer Stelle mehrmals betont – selbst nicht glaubt.
„Unser Widerspruch richtet sich nicht gegen Wissenschaft selbst“, wie es im Buch heißt, „sondern gegen die Haltung der Wissenschaften, sie hätten endlich die Realität erkannt; oder gegen das Glauben, anstatt zu akzeptieren; oder gegen die Unzulänglichkeit, die, wie wir immer wieder gesehen haben, auf Armseligkeit und Kinderei der wissenschaftlichen Dogmen und Standards hinausläuft.“
Dem ist seit mehr als 100 Jahren kaum etwas hinzuzufügen.
ph
Irreversibler Schaden: Wie der Transgenderwahn unsere Töchter verführt
Abigail Shrier
Kopp Verlag
318 Seiten
ISBN: 978-3-864-45947-4
€ 24,99
Es ist so weit: Ein Entwurf für das sogenannte „Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag“ (SBGG), kurz „Selbstbestimmungsgesetz“, wird durch die Bundesregierung dem Bundestag bald zur Abstimmung vorgelegt. Sollte das Gesetz so akzeptiert werden, wird es Minderjährigen ab 14 Jahren möglich sein, ihren Geschlechts- und Namenseintrag standesamtlich ändern zu lassen. Dafür ist bis zur Volljährigkeit zwar noch die Zustimmung der Eltern notwendig, doch kann ein Familiengericht hier intervenieren und die elterliche Zustimmung „ersetzen“, denn „Familiengerichte sind erfahren in der Prüfung des Kindeswohls“, heißt es dazu vom Bundesfamilienministerium. Daher ist spätestens jetzt auch in Deutschland eine ernsthafte Debatte über den „Transgenderwahn“ unvermeidlich, über den Abigail Shrier in ihrem Buch „Irreversibler Schaden“ schreibt.
Die Autorin hat einen genauen Blick auf die Transition von Mädchen im Teenageralter geworfen und die Frage erörtert, was es mit dem massiven Anstieg an Transpersonen unter den jugendlichen Mädchen auf sich hat. Nicht nur konnte sie feststellen, dass es sich schon rein statistisch gesehen kaum um einen natürlichen Anstieg handeln kann, auch erhielt sie durch Gespräche mit betroffenen Eltern und (de)transitionierten Mädchen und Frauen intime Einblicke in die teils grausame medizinische und zwischenmenschliche Realität dieses Phänomens. Eines sticht dabei hervor: Wir haben es allermeist mit Mädchen zu tun, die keinerlei Anzeichen für Geschlechtsdysphorie aufgewiesen haben – bis zu einem Zeitpunkt irgendwann im Verlaufe der Pubertät, wo psychisch-emotionaler Stress im sozialen Umfeld, ein sich (oft zu ihrer Unzufriedenheit) verändernder Körper und der Kontakt zu Transgemeinschaften in sozialen Netzwerken zusammentreffen. Hierin scheint ein explosives Gemisch zu bestehen, das der emotionalen Leere und psychischen Belastung vermeintlich entgegenwirken und den Teenagern einen Hauch von Halt und ein Zugehörigkeitsgefühl vermitteln kann. Viele Mädchen wollen sich so von der Identität lösen, die beispielsweise gemobbt wird oder ständig mit ihren Eltern streitet.
So kommt es, dass sich nicht selten ganze Freundescliquen als „trans“ bekennen; eine Dynamik des Gruppenzwangs entsteht. Ab da nimmt die individuelle Talfahrt ihren Lauf: Die Transgemeinde übt Druck auf die Mädchen aus, ihre Transition auf Kosten ihres bisherigen Lebens fortzuführen, und erklärt alle Skeptiker als Feinde; Psychiater befeuern das, indem sie nach dem mittlerweile beliebten und weitestgehend vorgeschriebenen „affirmativen Ansatz“ therapieren, das heißt die Richtigkeit der Selbstdiagnose der Transperson bestätigen; Therapeuten wiederum üben starken Druck auf die Eltern aus, sich ebenfalls affirmativ zu verhalten, da akute Selbstmordgefahr bei der Behandelten bestehe.
Auch in Fragen der weiteren Behandlung kommt den Therapeuten eine zentrale Rolle zu: Sie sind es meist, die dafür sorgen, dass der Testosterontherapie nichts mehr im Wege steht. Einige US-amerikanische Unis versorgen Transstudenten auf Basis ihrer Selbstdiagnose gar umsonst mit Hormonspritzen. In keinem anderen medizinischen Bereich werden so schwerwiegende Eingriffe an einem „Patienten“ auf der Basis einer Selbstdiagnose durchgeführt wie bei „Transpersonen“.
Es handelt sich um ein alarmierendes Buch, das interessante und wichtige Einblicke hinter die Kulissen des „Transgenderwahns“ gibt. Das deutsche „Selbstbestimmungsgesetz“, das am 1. November 2024 in Kraft treten soll, könnte unseren Kindern und Jugendlichen hierzulande einen gefährlich ähnlichen Weg ebnen: Es würde den Wunsch junger Menschen nach einer Transition befeuern, während Menschen, die sich kritisch über diese Entwicklung äußern, empfindlich abgestraft würden.
fp
Regime Change von rechts: Eine strategische Skizze
Martin Sellner
Verlag Antaios
304 Seiten
ISBN: 978-3-949041-54-9
€ 20,00
Aktuell liegt die rechtspopulistische AfD in Umfragen bei über 20 Prozent, und nicht nur deren Anhänger stellen sich die bange Frage, ob die Rechten in Deutschland irgendwann die Regierung stellen werden. Mit seinem neuen Buch möchte Martin Sellner als langjähriger Frontmann und Vordenker der Identitären Bewegung eine rechte Revolutionstheorie konzipieren.
Um den bisherigen Fließkreislauf der Macht aufzubrechen, müsse sich die gesamte patriotische Opposition auf das Kernthema der ethno-kulturellen Identität konzentrieren und durch anschlussfähige Provokationen die „Meinungsklimaanlage“ außer Kraft setzen. Durch metapolitische Arbeit im kulturellen und außerparlamentarischen Umfeld soll dabei der Diskurs kontinuierlich nach rechts verschoben werden, bis durch einen sozialen Wandel das Meinungsklima kippt und die parlamentarische Regierungsübernahme zwangsläufig erfolgt.
Wirklich neu ist dieser Ansatz nicht. Der französische Rechtsintellektuelle Alain de Benoist hat bereits 1985 in seinem Buch „Kulturrevolution von rechts“ eine Adaption linker Metapolitik gefordert und sich wie Sellner auf den italienischen Kommunisten Antonio Gramsci bezogen.
Als großes Vorbild bezeichnet der österreichische Rechtsaktivist die „Orbanisierung“ in Ungarn. Gleichwohl hinkt dieser Vergleich gewaltig. Denn im Land der Magyaren haben etablierte liberal-konservative Parteifunktionäre im Verbund mit kapitalstarken Privatsendern die geistige Wende ermöglicht. Im Europaparlament arbeitete die ungarische Regierungspartei Fidesz bis 2021 mit den deutschen Unionsparteien in der gemeinsamen EVP-Fraktion zusammen. Nach Sellners Logik müssten die Identitären eigentlich in die CDU eintreten und sich um ein Volontariat bei RTL2 bemühen.
Anmaßend klingt zudem der offensiv formulierte Führungsanspruch des aus nahezu allen sozialen Plattformen verbannten Verfassers, der offenkundig vom Parlamentspatriotismus à la AfD/FPÖ und innerrechten Babo-Denken enttäuscht ist. Denn die strategische „Leitungs- und Korrektivfunktion“ solle selbstredend die Identitäre Bewegung als „aktionistische jugendliche Avantgarde“ übernehmen.
Ob sich aber millionenschwere Parteiapparate und karriereorientierte Berufspolitiker dem Diktum von Nischenautoren und gelegentlichen Banner-Anbringern freiwillig unterwerfen, darf wohl getrost infrage gestellt werden. Wenn das der große strategische Wurf der sogenannten „Neuen Rechten“ sein soll, bräuchten sich das „System“ und deren politische Gegner eigentlich keine ernsthaften Sorgen zu machen.
Erschreckend ist jedoch das Ausmaß der Beschäftigung mit den verschiedenen militanten Ansätzen. Hier offenbart sich das krude Panoptikum rechter Gewaltfantasien in seiner ganzen Bandbreite: vom militanten Volksaufstand und dem Putsch rebellierender Sicherheitskräfte über einzelne Attentate auf führende Repräsentanten und dem Schwarmterrorismus lose organisierter Einzeltäter bis hin zur militärischen Intervention ausländischer Staaten und der „postapokalyptischen Machtübernahme“ in der globalen Endphase.
Bezeichnenderweise kritisiert der Autor hier primär die mangelhafte Lageanalyse und den „Schaden für das rechte Lager“ durch den Irrweg militanter Aktionen. Wenn aber selbst ein mittlerweile vorsichtig agierender Sellner in einem separaten Kapitel zig Seiten zur öffentlichen Auseinandersetzung mit der Militanz als Leitstrategie benötigt, dann kann man sich ausmalen, mit welcher Intensität solche gewaltsamen Umsturzpläne im Hintergrund diskutiert werden. Für echte demokratische Gruppierungen, die am politischen Willensbildungsprozess teilnehmen, ist das absolute Gewalttabu aber eine moralisch-ethische Selbstverständlichkeit und kein taktisches Lippenbekenntnis, das bei gegebener Zeit „unter anderen Umständen“ gebrochen werden kann. Fortwährend distanziert sich Sellner zwar von Gewalt und Nationalsozialismus, aber seinen strategischen „Königsweg“ tituliert er als Reconquista, womit er begrifflich auf die gewaltsame Vertreibung von Muslimen und Juden von der iberischen Halbinsel im 15. Jahrhundert rekurriert. So gesehen kann man dieses Buch auch als Warnung für die bundesrepublikanische Zivilgesellschaft lesen.
sb
Die Zukunft beginnt heute: Impulse für einen gesellschaftlichen Wandel
C. Gringmuth, M. Grimmenstein-Balas et al.
Driediger Verlag
320 Seiten
ISBN: 978-3-932130-67-0
€ 20,00
Lebe den Moment – wie viele Popsongs, Memes und Besser-leben-Ratgeber versuchen nicht tagtäglich, uns dieses Mantra ins Hirn zu hämmern? Und doch kreisen unsere Gedanken in Zeiten von Kriegshandlungen in der Nachbarschaft, Lockdownnachwirkungen und Klimapanik mehr denn je um die Zukunft und die Frage, wie sie für uns und unsere Nachkommen wohl aussehen mag.
Dem medialen Tenor aus Sorgen und Angst setzen in diesem von Elvira Driediger herausgegebenen Essayband zehn Vordenker und Experten aus verschiedenen Fachbereichen ihre Visionen für einen selbstbestimmten gesellschaftlichen Wandel entgegen. Dabei wird eine große Bandbreite an Themen abgedeckt.
Den Auftakt macht Christoph Gringmuth mit der Vorstellung zweier verschiedener Konzepte eines neuen Wirtschaftssystems, der Gemeinwohlökonomie und der Postwachstumsökonomie, die sich vom Glauben an das ewige wirtschaftliche Wachstum abkehren. Auch die folgenden Essays setzen sich mit eher groß angelegten gesellschaftlichen Veränderungen auseinander. Marianne Grimmenstein kritisiert die mangelnden Mitwirkungsmöglichkeiten für viele Menschen und plädiert für einen neuen, auf Gemeinwohl ausgerichteten Gesellschaftsvertrag, der eine stärkere Einbindung aller Bürger in politische Entscheidungsprozesse beinhaltet. Kommunikationswissenschaftler Michael Meyen hingegen setzt Impulse für eine transparentere Medienlandschaft, eine Reform des Journalismus – und einen Rundfunkbeitrag von gerade einmal zwei Euro pro Monat.
Die Autoren beschränken sich nicht auf vage Theorien, sondern liefern sehr konkrete Vorschläge, wie sich ihre Visionen im Großen oder Kleinen umsetzen lassen könnten. Ein unterhaltsamer Einblick in alternative Lernmethoden und Vorschläge zu einer Schule der Zukunft werden ergänzt durch zukunftsweisende Methoden der nachhaltigen Landwirtschaft und eine Anleitung zu einem menschenwürdigen, nicht länger auf Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Umgang mit Geburt und Tod.
So unterschiedlich die in diesem Buch vorgestellten Ansätze auch sein mögen, eint sie ein Grundgedanke: Wenn wir unsere Gesellschaft in Zukunft auf der Basis von Glück und Menschlichkeit ausrichten wollen, bedeutet dies ein Zurück zu einem selbstbestimmten, naturnahen und instinktiven Lebensstil, weg von Überkonsum, Gewinnmaximierung und Konformitätsdenken. Die vorgestellten Ideen muten an einigen Stellen durchaus utopisch an, aber nicht selten ertappt man sich beim Lesen dann doch bei dem Gedanken: Aha! So könnte es also auch gehen! Und vermutlich ist genau das die Absicht, die hinter diesem lesenswerten Buch steckt: den ein oder anderen Aha-Moment auszulösen, der dazu anregt, die eigene Lebensweise und den gesellschaftlichen Status quo zu hinterfragen.
ab
Der große Silber-Bulle: Wie Sie die Inflation abwehren und profitieren, während der Dollar stirbt
Peter Krauth
Kopp Verlag
349 Seiten
ISBN: 978-3-86445-948-1
€ 29,99
Unaufhaltsam dreht sich die Inflationsspirale weiter, und jeder kann zusehen, wie sein Geld von Tag zu Tag an Wert verliert. Folgerichtig suchen nicht nur Großanleger eine stabile Wertanlage für ihre Ersparnisse, sondern auch der Mittelstand. Dabei gewinnen Edelmetalle an Bedeutung, wobei neben dem Favoriten Gold auch Silber „glänzende“ Aussichten für Anleger bietet, wie Peter Krauth mit seinem vorliegenden Werk zu belegen versucht. Krauth beschäftigt sich seit über 20 Jahren beruflich mit Edelmetallen und betreibt die Internetseite SilverstockInvestor.com, auf der er regelmäßig Videos zum Thema veröffentlicht.
Mit seinem nun ins Deutsche übersetzten Buch möchte der Verfasser den Lesern ein Grundgerüst für die individuelle Wertanlage in Silber in die Hand geben. Während im ersten Teil ein historischer Abriss von den antiken Silberwährungen bis zum marktbeeinflussenden Engagement von Warren Buffett präsentiert wird, fokussiert sich Krauth im zweiten Abschnitt auf den realen Wertverlust des US-Dollars infolge der billionenschweren Ausweitung der Geldmenge nach der Finanz- und Coronakrise. Dass in Krisenzeiten mit starker Verschuldung und Inflation geringe Zinsen zu steigenden Silberwerten führen, kann Krauth mit Kurstabellen nachweisen. Bemerkenswert war für mich die Einschätzung des Experten, dass der US-Dollar „kurz vor dem raschen Abstieg“ als globale Leitwährung stehe. Gibt der dritte Teil Einblicke in die geologischen Besonderheiten und globale Verteilung des „unersetzbaren Metalls“, analysiert der Verfasser im vierten Abschnitt den Silbermarkt eingehender. Interessanterweise spielt Silber auch für Solaranlagen und E-Autos eine wichtige Rolle, weshalb Krauth von einer gesteigerten Nachfrage ausgeht und einen Silberpreis von heute unvorstellbaren 300 US-Dollar pro Feinunze prognostiziert.
Von praktischer Bedeutung ist das fünfte Kapitel, denn im „ultimativen Leitfaden“ erklärt der Anlagenberater sein System und verrät seine „Geheimnisse des Risikomanagements“, die durchaus auf andere Aktienmärkte übertragbar sind. Aufschlussreich ist die Darstellung des „Lebenszyklus“ einer Silbermine und die daran anknüpfenden Investitionsmöglichkeiten in den verschiedenen Phasen der Wertschöpfung. So werden die Vorgehensweisen von Explorationsfirmen, die Unterschiede zwischen dem Royalty- und Streaminggeschäft sowie die Funktion von Silber-ETFs erläutert.
Ein Geschmäckle hat es schon, dass das Vorwort ausgerechnet von Ross J. Beaty beigesteuert wurde, dem Gründer und langjährigen Chairman der Pan American Silver Corporation. Schließlich erwähnt Krauth bei der Darstellung der Hebelwirkung von Silberaktien ausgerechnet ausführlich die Wertsteigerung der Pan-American-Anteile von 1.587 Prozent zwischen 2001 und 2008. Andererseits zeigt die persönliche Verbindung aber auch die Expertise und Vernetzung des Autors innerhalb der Branche.
Die Schattenseiten des Silbergeschäfts erwartet man in derlei Publikationen eher nicht, Krauth kommt zum Schluss aber auch darauf zu sprechen: Er erklärt die enormen Wertschwankungen von Silber, erwähnt die Manipulationsmöglichkeiten durch Termingeschäfte an der Börse und kritisiert insbesondere die Abläufe zur Verwahrung der physischen Bestände sowie die tägliche Preisfestlegung durch die Banken der LBMA in London.
Ob man der viergliedrigen „Blaupause für das ideale Silberportfolio“ folgt, bleibt letztlich der individuellen Vermögenssituation und Risikobereitschaft überlassen.
sb
Rezensenten
ab – Alina Becker
dw – Daniel Wagner
fp – Fynn Peter
ks – Klaus Scharff
ph – Peter Hiess
sb – Sascha Bach