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Wer schweigt, stimmt zu | Ich bin Deutscher | Der entwurzelte Mensch | Pflanzenbrauch im Jahreslauf | Massentourismus, Tod und Ausbeutung am Mount Everest | Wie wollen wir leben? | Unter die Haut | Moon Man
Ulrike Guérot
Westend
141 Seiten
ISBN: 978-3-86489-359-9
€ 16,00
Ulrike Guérot ist eine intelligente Frau. Dass die deutsche Politikwissenschaftlerin, die an einer Uni in Bonn Europapolitik unterrichtet, noch dazu mutig und streitbar ist, hat sie in den Jahren der Coronatyrannei bewiesen. Regelmäßig veröffentlichte sie in den sozialen Medien Beiträge, die sich gegen den Abbau der Demokratie wandten, wie er – angeblich wegen der Pandemie – weltweit praktiziert wurde.
Nun hat Guérot einen Essay zum selben Thema in Buchform veröffentlicht: „Wer schweigt, stimmt zu“. Darin wiederholt sie nicht schon x-mal Gehörtes und Gelesenes, sondern stellt heraus, dass sämtliche Systeme der Demokratie im Zuge der „Krise“ versagt haben, sowohl die Justiz bis hinauf zu den Verfassungsgerichtshöfen als auch die Universitäten und natürlich die Medien. Sie analysiert die Radikalisierung und entmenschlichende Tendenz im Sprachgebrauch der Politiker, Akademiker und vor allem der Journalisten und sogenannten Faktenchecker, die sämtlich zur Spaltung der Bevölkerung beitrugen. Jeder, der bei den „Maßnahmen“ freiwillig (oder auch unter Druck) mitmachte, galt als braver, verantwortungsvoller und solidarischer Bürger, während alle Zweifler, Kritiker und solche, die sich keine Eingriffe in den eigenen Körper vorschreiben lassen wollten, an den rechten Rand gedrängt und schikaniert wurden. Und das alles wohlgemerkt wegen einer Pandemie, die keine ist, und deren Infektions- und Todeszahlen derartige Schritte unter halbwegs vernünftigen Umständen nie rechtfertigen würden. Der „Diskurs wurde gesäubert“, und das nicht nur in den Redaktionen, sondern auch im Volk. Freundschaften zerfielen (das erlebte auch die Autorin mit), im Glücksfall entstanden aber auch neue Verbindungen. Die Menschen wurden konditioniert wie Pawlowsche Hunde, auf Angstreflexe abgerichtet und so ihrer Denkfähigkeit beraubt. Anders ist nicht zu erklären, wie jeder eklatante Widerspruch der Coronazeit – falsche Zahlen, unbrauchbare Tests, nicht wirksame Impfstoffe mit üblen Nebenwirkungen – mit unglaublichen Absurditäten „wegerklärt“ werden konnte und das von viel zu vielen Menschen auch noch geglaubt wurde.
Diese „Politik der bürgerlichen Beleidigung“ ist laut Ulrike Guérot eine Entmündigung, die wir uns schon viel zu lange gefallen lassen, obwohl sie so tief in unser Berufs- und Privatleben eingreift und viele Menschen körperlich, seelisch und materiell schwer geschädigt hat. Wie Figuren in einem Kafka-Roman hat sich ein Großteil der Bevölkerung damit abgefunden, dass „es jetzt eben ist, wie es ist“. Diese Menschen fressen brav jede Erklärung dazu, warum es auch so seinmuss– oder sie wollen einfach nichts mehr wissen und stecken den Kopf in den Sand.
Die Autorin gehört zu denen, die bereits vor langer Zeit angesichts dieser Lage den Vergleich mit dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ bemüht hat, nun aber weitergeht und auch sagt, wer von den Verhältnissen und der Neuen Normalität profitiert und was dahintersteckt: die erzfaschistischen Transhumanisten mit ihrem „Great Reset“-Programm; die Superreichen, die auch in Pandemiezeiten schamlos reicher wurden; die Überwacher und Kontrolleure. Das alles wird in ihrem Buch in prägnanter Sprache und gut argumentiert angerissen, so gut das auf 141 Seiten halt geht, und versorgt den Leser auch mit Argumenten für etwaige Diskussionen … wenn er die nicht längst schon sinnlos findet.
Eine Sache ist mir neben ein paar Kleinigkeiten wie der Verwechslung von „Verschwörung“ und „Verschwörungstheorie“ und den unsinnigen Gender:Doppelpunkten dennoch gehörig aufgestoßen: Guérot ist natürlich dafür, dass man sich „gegen rechte Diskurse wappnen muss“. Sie behauptet zudem, dass die CIA die Linke in Europa „abgeräumt“ hat – und sieht nicht, dass sich die Linke selbst demontiert hat und bereitwillig zum Schlägertrupp des faschistisch-realsozialistischen Systems geworden ist. Wenn sie zwischendurch noch einen Seitenhieb auf die böse patriarchale Gesellschaft loslässt oder sich nach der großen Sixties-Illusion Woodstock sehnt, dann weiß man auch als Leser – und trotz dieses sehr lesenswerten Buches –, dass die linken Utopien, von denen die Autorin so gern spricht, uns genau in die Situation geführt haben, in der wir heute alle stecken.
ph
Jürgen Elsässer
DTW-Buch
580 Seiten
ISBN: 978-3-948781-37-8
€ 29,95
Jürgen Elsässer hat sich Zeit seines bewegten Lebens als politischer Publizist im wahrsten Sinne des Wortes „verschrieben“. Einst als Linksradikaler verschrien, gilt der geschäftstüchtige Herausgeber des COMPACT-Magazins derweil als rechter Verschwörungstheoretiker. Mit seiner Autobiografie legt der scharfzüngige Schriftsteller eine persönliche und bisweilen zeitgeschichtliche Reise durch die letzten 60 Jahre vor.
Während seiner Kindheit und Jugend in Nordbaden kam der junge Rebell bereits 1973 als Schüler in Kontakt mit der K-Gruppe „Kommunistischer Bund“. Als überzeugter Kommunist und Antideutscher stieg Elsässer zum Berufsschreiber für linke Magazine und Zeitungen auf.
Der 11. September 2001 markierte einen Wendepunkt für den überzeugten Kriegsgegner, da ihm die offizielle Version der Geschehnisse wenig glaubhaft erschien. In der Zeit danach fiel Elsässer immer wieder mit problematischen oder zumindest pikanten Aussagen auf: Etwa, dass er über den serbischen Nationalismus und ausgerechnet im Gespräch mit dem serbischen Kriegsverbrecher Slobodan Milosevic einen positiven Bezug zur eigenen Nation entwickelt habe. Oder seine Vermutung, der amerikanische Historiker Daniel Goldhagen habe sein gegen die Deutschen gerichtetes Hauptwerk „Hitlers willige Vollstrecker“ im besten Fall nicht allein geschrieben. Der gedankliche Wandel führte zum Bruch mit der entwurzelten Linken und läutete die Entstehungsphase von COMPACT ein, was im Buch ausführlich Erläuterung findet.
Elsässer präsentiert seine abgeschliffene und sicherlich geschönte Sichtweise als politische Rechtfertigung der Brüche in seiner Biografie. Doch auch wenn manche Gesinnungswechsel sehr schroff erscheinen, sind verbindliche Parameter erkennbar: Eine feste Konstante in Elsässers Leben ist sicherlich das fortwährende Aufbäumen gegen den politischen Mainstream und das kritische Hinterfragen offizieller Erklärungsansätze. Anscheinend hat die langfristige Bindung zu anderen Menschen, ausgenommen Eltern und Geschwister, für ihn zeitlebens keine größere Rolle gespielt. Im Vordergrund standen meist die Formulierung und Verbreitung des eigenen Standpunktes. Dabei scheute er nie den Konflikt mit seinen temporären Weggefährten und war stets zum finalen Bruch bereit. War Elsässer noch im April 2012 beim iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad in Teheran zu Gast, so trennte er sich wegen außenpolitischer Differenzen und seiner Unterstützung von PEGIDA keine zwei Jahre später im Streit von Andreas Rieger alias Abu Bakr – dem Herausgeber der Islamischen Zeitung und anfänglich dritten Gesellschafter des COMPACT-Verlages – sowie Yavuz Özoguz von der radikalislamischen Website Muslim-Markt. Wegen abweichender Meinung zum Thema Homosexualität verlief sich auch der Kontakt zu Ken Jebsen für einige Jahre.
Elsässer benennt auch die Gründe für das abkühlende Verhältnis zur AfD und dem Flügel um Björn Höcke sowie zu neurechten Intellektuellen wie Götz Kubitschek. Er betont das Primat der politischen Aktion und bekennt große Sympathien für die Identitäre Bewegung um den Österreicher Martin Sellner. Statt auf Parlamentarismus und theoretisierende Metapolitik, soll der patriotische Widerstand auf Volksentscheide und direkte Aktionen setzen: Lenin statt Gramsci! Bezeichnenderweise sieht Elsässer den patriotischen Widerstand in Deutschland gegenwärtig als verloren an, da die Macht der EU zu stark und die multikulturelle Gesellschaft zu weit fortgeschritten sei. Aktuell sieht er jedoch im überparteilichen Widerstand gegen die staatlichen Coronabeschränkungen einen Hoffnungsschimmer und den Beginn einer neuen Freiheitsbewegung. Zukünftig müsse sich die menschliche Spezies gemeinsam gegen die Machenschaften um den Great Reset und den drohenden Terror des Transhumanismus zu Wehr setzen.
Wer sich für den Werdegang und die zahlreichen ideologischen Weggabelungen des wechselhaften Dissidenten interessiert, dürfte mit diesem Wälzer auf seine Kosten kommen.
sb
Prof. Dr. med. G. Dobos
Scorpio Verlag
232 Seiten
ISBN: 978-3-95803-394-8
€ 20,00
In den letzten schwierigen Monaten der Pandemie und des Lockdowns ist wohl den meisten klar geworden, dass Gesundheit keine individuelle Angelegenheit ist, sondern in vielfacher Weise abhängig von unseren Mitmenschen und der Umwelt. Und genau da setzt die naturheilkundliche Medizin an: Sie beschränkt sich nicht auf die Körperfunktionen, sondern ist vielmehr eine Lebenswissenschaft. Sie setzt auf die Ressourcen des Menschen, der aus biologischen, seelischen und sozialen Quellen schöpft. Und sie setzt auf Verantwortung, nicht nur sich selbst, sondern auch der Umwelt und damit dem ganzen Planeten gegenüber.
Die Gesundheit des Einzelnen ist ohne eine gesunde Erde nicht möglich. Die naturheilkundliche Medizin ist gefragter denn je, weil sie einen ganzheitlichen Blick auf das Leben wirft, Ressourcen schont und das Verantwortungsbewusstsein weckt. Zudem ist ihre Einstellung eine rundum positive: Sie setzt auf die Kraft der Veränderung. Es geht darum, Angst in Stärke zu verwandeln, Lähmung zu vermeiden und Missstände durch aktives Handeln zu beheben.
Die Naturheilkunde rückt den Menschen und nicht die Krankheit in den Mittelpunkt. Gesundheit, Klimaveränderungen und Pandemie hängen eng zusammen, was die Autoren mit zahlreichen Studien, Fakten, Tabellen und Daten belegen. Wir sind keine isolierten Wesen, sondern Teile eines großen Ganzen.
Das Buch bietet neben den oben genannten Überlegungen viele bewährte naturheilkundliche Praktiken für Körper, Geist und Seele. Darüber hinaus werden „acht Anker“ vorgestellt, mit denen man sich krisenfest verwurzeln kann: Angst und Depression aktiv bewältigen, das Leben in die eigene Hand nehmen, Resilienz aufbauen, das Immunsystem stärken, die Natur suchen, Selbstmitgefühl lernen und anwenden, sich neu organisieren und im Hier und Jetzt durchstarten.
Das Buch ist nicht belehrend, es zeigt vielmehr die Chance auf, die die moderne, wissenschaftlich fundierte Naturheilkunde bietet: ein gesundes körperliches und seelisches Beharrungsvermögen zu entwickeln, das uns in die Lage versetzt, auch und gerade in Krisenzeiten resilient und bei Kräften zu bleiben. Unser gegenwärtiger Lebensstil führt in die falsche Richtung. Die Entwurzlung, die wir im Begriff sind zu vollziehen, macht nicht nur uns chronisch krank, sondern den gesamten Planeten. Die Naturheilkunde bietet die Möglichkeit, zu persönlichem Wohlbefinden, zur körperlichen Gesundheit und zu einer gesünderen Welt zurückzufinden.
ak
Coco Burckhardt
Neue Erde
190 Seiten
ISBN: 9-783-89060-811-2
€ 18,00
In ihrem neuesten Buch beschäftigt sich Coco Burckhardt eingehend mit den keltischen Festen und Ritualen im Jahreslauf. Die Schwerpunkte liegen dabei sowohl auf der Beschreibung der heidnischen Traditionen als auch auf besonderen Wildpflanzen, Bäumen und Heilkräutern. Nach einer kurzen Einführung in den keltischen Jahreskreis stellt die Autorin alte Bräuche und Naturerlebnisse für Winter, Frühling, Sommer und Herbst vor. Beginnend bei Samhain/Allerheiligen und der Wintersonnwende/Weihnachten über Imbolc/Mariä Lichtmess und Ostern im Frühling bis hin zur Sommersonnenwende sowie Lughnasadh/Mariä Himmelfahrt und der Tagundnachtgleiche im Herbst werden alle Feste kurz erklärt.
Mit ihrem Handbuch verfolgt die Verfasserin das Ziel, ihre Leserschaft näher an das Brauchtum der keltischen Vorfahren zu führen und ein Bewusstsein für tieferes Naturempfinden zu entwickeln. Damit soll entlang der keltischen Jahreskreisfeste ein alltäglicher Raum für eine europäisch verwurzelte Spiritualität eröffnet werden. Auch christliche Bezüge und Unterschiede wie etwa zwischen Beltane respektive Christi Himmelfahrt und Pfingsten werden anschaulich erörtert.
Das Buch hegt keinen wissenschaftlichen Anspruch und ist durch seine ganzheitliche Darstellungsweise besonders für Interessierte reizvoll, die in die Thematik einsteigen wollen – „neue Bräuche“ wie Jahreszeitenmandalas und Pflanzenmeditationen können diesen Einstieg erleichtern. Praxisnah werden die Leser an das winterliche Räuchern, die Wildkräuterküche, Naturheilkunde und das Färben mit Pflanzen herangeführt.
Für die Autorin sind die keltischen Feste gelebter Alltag. In ihren eigenen märchenhaften Kurzgeschichten zu jedem Fest spürt man eine naturnahe und optimistische Weltsicht, die Naturwissen und Mythen miteinander verbindet. Kochrezepte und Kinderspiele, aber auch Bastelanleitungen und Tipps für die Herstellung von natürlichen Heilmitteln dürften das Taschenbuch insbesondere für Familien interessant machen. Aufgelockert werden die Ausführungen durch viele Zeichnungen von Rafael Kläger.
Im Schlussteil des Buches bricht die in der Bretagne lebende Selbstversorgerin zu guter Letzt eine Lanze für den Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) und kritisiert die Bekämpfung der Heilpflanze durch WHO und Pharmakonzerne.
Vielleicht wird so mancher durch die Lektüre angeregt, sich intensiver mit den heidnischen Überlieferungen der europäischen Völker zu beschäftigen. Die keltischen wie auch germanischen und slawischen Mythen und Rituale sind verschüttete Kraftquellen, die in unserer hektischen und krisengeplagten Zeit wohltuend stabilisierend wirken können. Denn nicht nur Bäume brauchen Wurzeln.
sb
Oliver Schulz
Westend Verlag
192 Seiten
ISBN: 978-3-86489-365-0
€ 18,00
Anfang Mai öffnet sich jährlich das rund vierwöchige Zeitfenster, in dem es möglich ist, den höchsten Gipfel der Welt zu besteigen: 8.849 Meter – das ist die magische Zahl des Mount Everest. Er gehört zu den 14 Achttausendern und zu den Seven Summits, doch seine Faszination geht weniger von seiner Schönheit aus als vielmehr von seinem Status als höchster Berg der Erde.
2019 gingen Bilder davon um die Welt, wie zweihundert Menschen unterhalb des Gipfels stundenlang auf den Aufstieg warteten. Zum einen, weil man nur einspurig auf- und absteigen kann, zum anderen, weil Ungeübte das Weitersteigen verhinderten – totaler Wahnsinn in der Todeszone. Wie konnte es so weit kommen?
Lange Zeit nach seiner Entdeckung war der Mount Everest nur ein Thema unter professionellen und extremen Bergsteigern. Der Brite George Mallory war die erste Bergsteigerlegende am Everest. Edmund Hillary und Tenzing Norgay schafften es 1953 nachweislich bis zum Gipfel. In den Folgejahren übertrumpften sich diverse Kletterer mit alternativen Routen und Techniken, bis Reinhold Messner den Berg zusammen mit Peter Habeler 1978 ohne Sauerstoffflaschen bestieg. Zunächst schien das Ende der Fahnenstange erreicht – dann folgten spektakuläre Winterbesteigungen, Zeitrekorde auf den Gipfel, Abfahrten mit Skiern oder dem Snowboard; sogar ein Einbeiniger und ein Blinder schafften es nach oben.
Bald entdeckten Anbieter kommerzieller Expeditionen das Geschäft um den höchsten Berg. In den folgenden Jahrzehnten nahmen immer mehr Unternehmen den Everest in ihr Programm, was einen Hype entfesselte, der neben Alpinisten auch Outdoorfreaks und reiche Hobbyabenteurer anzog. Immer öfter führte diese Art von Tourismus zu Katastrophen, bei denen es Tote gab. Leichen, Müll und Millionäre bestimmen die Schlagzeilen, die seit den Neunzigerjahren die öffentliche Diskussion um den Everest beherrschen; ebenso haben Prostitution, Diebstahl, gewaltsame Auseinandersetzungen und Glücksspiel ihren Weg in die Camps gefunden. Natürlich ist auch der Einsatz von leistungsfördernden Substanzen weit verbreitet, man redet nur nicht darüber.
Der Everest ist zu einer Art Trophäe geworden, nicht mehr und nicht weniger. Der allerneueste Trend sind High-Speed-Aufstiege: Everest in drei Wochen, mal eben kurz hoch und an der Masse am Berg vorbei. Das ist nur mit aufwändigster Logistik, massiver alpinistischer Unterstützung und einem dicken Geldbeutel möglich. Wen wundert’s, dass es auch dafür seriöse und weniger seriöse Anbieter gibt.
Wer den Everest besteigt, geht im Wortsinn über Leichen. Bisher sind mehr als 300 Alpinisten bei einem Besteigungsversuch ums Leben gekommen. Nur die wenigsten Körper wurden bisher geborgen. Für die Zukunft des Berges verheißt dies alles nichts Gutes.
„8849“ bietet einen perfekten und sehr spannenden Blick hinter die Kulissen des Everest-Geschehens, nicht nur für Bergbegeisterte.
ak
Tim Jackson
oekom verlag
304 Seiten
ISBN: 978-3-96238-292-6
€ 22,00
„Jede Kultur, jede Gesellschaft hält an einem Mythos fest, nach dem sie lebt. Unser Mythos ist der des Wachstums. Denn solange die Wirtschaft wächst, fühlen wir uns sicher und in der Vorstellung bestärkt, dass das Leben besser wird. Wir glauben, dass wir Fortschritte machen – nicht nur als Individuen, sondern auch als Gesellschaft.“
Mit diesen Worten erklärt Wirtschaftswissenschaftler Tim Jackson die Kernproblematik seines Buchs „Wie wollen wir leben?“: Wir sind gesellschaftlich vollkommen auf das Mantra des ewigen Wachstums gepolt. Natürlich hat dieses Wachstum der letzten Jahrhunderte uns viel Gutes gebracht: eine Verringerung der Armut, Komfort und vielfältige neue Möglichkeiten. Es hat den Fortschritt in den Bereichen Ernährung, Medizin, Wohnen, Mobilität, Vernetzung und Unterhaltung in unglaublichem Maß vorangetrieben.
Dem Nutzen stehen jedoch die Kosten gegenüber: die Verwüstung der Natur, das Artensterben, der Verlust von Ackerland, Klimainstabilität, Waldbrände, der Anstieg des Meeresspiegels und viele weitere Aspekte, die eine konkrete Bedrohung für unser Wohlbefinden darstellen.
Den einzigen Weg aus der Krise sieht Jackson in einem radikalen Systemwandel, einem Wandel vom Kapitalismus hin zu einer Postwachstumsphase mit auf Nachhaltigkeit ausgelegter, regionaler Produktion. Unsere Gesellschaft befinde sich mittlerweile an einem Punkt, an dem sich nur noch BIP-Wachstum erzwingen lasse, indem man die Arbeitszeit erhöhe, das heißt, indem noch mehr Menschen arbeiten oder jeder Einzelne mehr arbeiten müsse. Der Spalt zwischen denjenigen, die von ihrem Arbeitslohn leben, und denen, die von Gewinnen leben, wird größer, und Finanzkrisen sorgen in diesem Zustand für große Unsicherheit. Dem Wohlbefinden der Bevölkerung ist das alles kaum zuträglich, denn selbiges, das haben zahlreiche Studien erwiesen, steigt mit wachsendem Wohlstand nur bis zu einem gewissen Punkt an. Daraus folgt: Die Bekämpfung der Armut ist eine Notwendigkeit – aber was dann?
Der Konsumzwang, so Jackson, untergräbt im Grunde die „Leichtigkeit des Seins“, und bei einer Neudefinition des Konzepts von Wohlstand gehe es weniger um Verzicht als um Chancen und Alternativen zum derzeitigen Modell. Die drastischen und konsequent umgesetzten Maßnahmen im Zuge der Coronapandemie, auf die der Autor immer wieder Bezug nimmt, seien Beweis dafür, dass Veränderungen durchaus schnell vorangetrieben werden könnten. Seine These dabei: „Ein gutes Leben muss nicht die Erde kosten.“
Tim Jackson nimmt uns mit auf einen Streifzug durch die Geschichte der Ökonomie und der Philosophie, erzählt Geschichten von Menschen, die schon vor Jahrzehnten, ja, teils Jahrhunderten am Konzept des ewigen Wachstums (ver)zweifelten. Durch den eingängigen, teils flapsigen Erzählstil mit gelegentlichen Scherzen und zahlreichen Popkulturreferenzen wirkt „Wie wollen wir leben?“ an keiner Stelle abgehoben und weltfremd, sondern beschreibt anschaulich und lebensnah, welche Möglichkeiten wir als Gesellschaft haben könnten. Wenngleich Jacksons Gedankengänge gelegentlich utopisch wirken und er die existenziellen Probleme auszublenden scheint, die das plötzliche Herunterfahren der Wirtschaft während der Coronalockdowns für zahlreiche Menschen mit sich gebracht hat, lädt sein Buch dennoch dazu ein, intensiver über die Frage nachzudenken, was uns abseits vom täglichen Konsum wirklich wichtig ist.
ab
DVDs
Bert Ehgartner
UnterDieHaut.online
Laufzeit: 95 Min.
€ 6,90 (Download)
€ 12,90 (DVD)
Drei Fakten zu Wirkverstärkern aus Aluminium in Impfstoffen, die ich schon vor dem Film kannte: (1.) Der konkrete Mechanismus, wie sie das Immunsystem triggern, ist bis heute nicht bekannt, (2.) sie wurden nie auf ihre Sicherheit untersucht, (3.) sie können sich nicht nur an der Einstichstelle, sondern via Monozyten auch im Gehirn des Menschen einlagern (siehe NEXUS 81, „Aluminium als Ursache von Autismus“). Diese sowie das eine oder andere Detail mehr haben gereicht, dass ich „Die Akte Aluminium“, so der Titel des Vorgängers dieses Films, für mich schon länger geschlossen hatte. Dass es trotz der heiklen Datenlage eine Fortsetzung braucht, liegt wohl daran, dass Öffentlichkeit, Gesundheitsexperten und Behörden bis heute die Scheuklappen bis zur Nasenspitze ziehen.
Ehgartner zeigt, was niemand sehen will: Mädchen und Frauen, die nach der HPV-Impfung mit Gardasil dauermüde bis narkoleptisch sind oder von der Hüfte an abwärts gelähmt, Ärzte wie den Dänen Jesper Mehlsen, der seit Durchstarten der Impfkampagne Hunderte dieser Patientinnen betreut und einen Ausweg für sie sucht, den spanischen Veterinär Lluis Lujan, der eine Langzeitstudie an 84 Schafen durchgeführt hat.
Die sagt eigentlich genug: Nachdem es in der Folge einer EU-Impfaktion gegen die Blauzungenkrankheit zu Todesfällen und gehäuften physischen Auffälligkeiten bei geimpften Schafen kam, beschließt Lujan, der Sache auf den Grund zu gehen. Er teilt seine Schafe in drei Gruppen ein und untersucht sie über einen Zeitraum von zwei Jahren. Die rote Gruppe erhält das normale Impfprogramm – 16 Impfungen in zwei Jahren –, die gelbe nur die Aluminiumverbindung in Wasser, die grüne eine Kochsalzlösung als Placebo. Ein schlichtes Setup – nur durchgeführt hat es seinen Recherchen zufolge noch niemand, als Studien findet er nur Antititermessungen und die Überprüfung kurzfristiger Impfreaktionen. Das Ergebnis? Die Schafe in der gelben und roten Gruppe sind signifikant aggressiver, zeigen mehr Stereotypien und haben einen viel höheren Stresslevel als die in der grünen.
Natürlich darf in einer Doku über Aluminiumadjuvanzien der Fotobomber dieses Forschungsfelds nicht fehlen, der Toxikologe Christopher Exley. An der University of Keele forscht er seit Jahren zu den Gefahren von Aluminium und dessen Verbindungen für den menschlichen Körper. Bei Gardasil, dem wichtigsten HPV-Impfstoff, präsentiert sein Labor ein Detail, das sich in die schaurige Liste der Black Boxes beim Impfen einreiht: Enthalten ist das Adjuvans Aluminium-Hydroxyphosphat-Sulfat, eine neuartige Verbindung … die auf dem freien Markt gar nicht erhältlich ist. Sein Institut kann sie schlicht nirgendwo bestellen und unabhängig untersuchen. Darüber hinaus zeigen seine Maschinen bei der Analyse einer Impfstoffampulle eine unverhältnismäßige Partikelgröße, die die Makrophagen bei Injektion enorm stark unter Druck setzen – und Exley kann nur Vermutungen anstellen, warum diese neuartige, unabhängig nicht testbare Substanz ausgerechnet bei Gardasil, nicht aber bei 99 Prozent der anderen Impfstoffe eingesetzt wird.
Der Film geht dieser Spur nach und findet ein deutliches Indiz bei zwei Frauen, die an der Zulassungsstudie von Gardasil teilgenommen haben. Beide haben nahezu deckungsgleiche Symptome entwickelt, nämlich Antriebslosigkeit und das Bedürfnis, ständig zu schlafen – aber die eine hat den Impfstoff bekommen, die andere das Placebo. Letzteres sollte laut Studienbogen keine Aluminiumverbindungen enthalten – doch ein Nachgraben der Betroffenen zeigt, dass das Placebo nicht etwa Kochsalz, sondern … das Adjuvans enthielt.
Hier sind wir aber erst bei der Hälfte des Films angekommen. Es folgen weitere Fallbeispiele, deren Lebensrealität von Experten wiedergekäuten Herstellerangaben gegenübergestellt wird, eine Obduktion der Schafe hinsichtlich Granulombildung und am Ende sogar noch eine plausible Erklärung, wie die Adjuvanzien via Autoantikörperbildung das Immunsystem aus der Balance schnippen. Professionelle Kameraführung, mehrere Protagonisten, deren Geschichte über mehrere Jahre und Standorte begleitet wird und Klimax – Ehgartners Film hat alles, was eine aufrührende Doku braucht.
dw
Englische Bücher
Bart Sibrel
Movement Publishing
213 Seiten
ISBN 978-1-51368-656-1
€ 18,18
Dieses Buch liest sich wie ein Thriller, aber in Wirklichkeit handelt es von Bart Sibrels realen Abenteuern aus seinem eigenen Leben, die er durchlebte, nachdem er von der NASA eine spezielle Sammlung an Filmen erhalten hatte. Er hatte nämlich alle Fotos und das unbearbeitete Filmmaterial der Apollo-11-Mondlandung vom Juli 1969 angefordert, was für ihn als preisgekrönten und namhaften Produzenten und Regisseur für große Fernsehsender in Amerika ganz legitim war.
Während frühere Sendungen nur bearbeitetes Filmmaterial enthielten, befand sich unter den vielen Kisten mit Material, die ihm die NASA nach der dritten Anfrage schließlich schickte, auch eine Filmrolle mit dem Vermerk „nicht zur öffentlichen Weitergabe“. Die könnte interessant sein, dachte sich Sibrel, als er sie fand.
Diese Filmrolle war in der Tat mehr als interessant – und stellte den Beginn einer Reihe von sehr beunruhigenden Ereignissen dar.
Nachdem Sibrel 1999 mit dem in Atlanta ansässigen Sender CNN vereinbart hatte, das Filmmaterial auszustrahlen, wurde er gewaltsam am Betreten des CNN-Gebäudes gehindert, von „zwielichtigen Agenten“ verhaftet, mit einem durchtränkten Armband betäubt, gekidnappt und angeblich nur „zur Beobachtung“ in ein Hochsicherheitskrankenhaus verschleppt. Auf dramatische Weise gelang es ihm, seinen sehr dubiosen Entführern zu entkommen und einen Freund anzurufen, dessen Telefonnummer er im Kopf hatte. Dieser fuhr ihn dann sechs Stunden nach Hause, da Sibrels eigenes Auto vorsätzlich fahruntauglich gemacht worden war.
Der Film „A Funny Thing Happened on the Way to the Moon“, den Sibrel bei CNN nicht ausstrahlen durfte, zeigte die Apollo-11-Astronauten, die in betrügerischer Absicht die Erde außerhalb ihres Raumschiffs zeigten, die angeblich 210.000 Kilometer entfernt war, während sie sich in Wirklichkeit nur in einer niedrigen Erdumlaufbahn gerade einmal 320 Kilometer über dem Erdboden befanden.
Mit seinem Wissen über Film- und Fernsehproduktionen war Sibrel nun klar, dass die Apollo-Mondlandungen nie so stattgefunden hatten, wie es die NASA unermüdlich propagiert hatte, sondern dass die „offizielle“ Apollo-Geschichte gefälscht war.
Die „zwielichtigen Agenten“ stammten übrigens von der CIA, wie Sibrel inzwischen herausgefunden hatte.
Nachdem seine Telefongespräche mit Bill Kaysing [Autor des Buches „We never went to the Moon“; Anm. d. Übers.] abgehört worden waren, erkannte Sibrel, dass sein Leben ernsthaft in Gefahr sein könnte, wenn er sein Ziel weiterverfolgte, der Welt die Korruption zu offenbaren, die in den Führungsetagen der NASA und auch in einigen Teilen der US-Regierung offensichtlich war. Aufgrund seines starken christlichen Glaubens steckte er nun in einer Zwickmühle: Sollte er die Wahrheit sagen und die gefälschten Apollo-Missionen aufdecken oder dazu schweigen? Er entschloss sich für Ersteres – eine weise Entscheidung. Sein öffentliches Ansehen würde ihm ein gewisses Maß an Schutz bieten.
Sibrels zweiter Film – „Astronauts Gone Wild“ – zeigt, wie er geschlagen, getreten und bedroht wurde, weil er den Apollo-Astronauten die einfache Frage stellte: „Waren Sie auf dem Mond?“ Neil Armstrong war nur einer der „Mondspaziergänger“, die sich weigerten, auf die ihnen vorgelegte Bibel zu schwören, dass sie es getan hätten.
Dies ist eine außergewöhnliche Geschichte, die in erster Linie von Sibrels Hartnäckigkeit zeugt, mit der er der Welt die inzwischen bekannte Wahrheit aufzeigt, warum und wie die Apollo-Mondlandungen gefälscht wurden. Auch die Korruption in Teilen der US-Regierung und der Medien wird detailliert geschildert.
Sibrel verfügt über viele gute Kontakte, die ihm seine Aufrichtigkeit bestätigt haben. Einer dieser Kontakte gab ihm eine Liste mit 15 Teilnehmern (die im Buch genannt werden), die bei den eigentlichen Dreharbeiten der Fälschung anwesend waren. Die sogenannte Operation Slam Dunk fand auf einem US-Luftwaffenstützpunkt in New Mexico statt und wurde vom damaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson, hochrangigen NASA-Führungskräften und mehreren Astronauten besucht.
Warum sollten die CIA und die NASA die in diesem Buch beschriebenen außerordentlichen Anstrengungen unternehmen, wenn wirklich Astronauten auf dem Mond gelandet wären? Weil keine Astronauten auch nur in der Nähe des Mondes waren, geschweige denn auf ihm gelandet sind.
Sibrel legt überzeugend dar, dass die NASA durch ihre 55 Jahre alte Entscheidung, Apollo zu fälschen (vor allem, weil sie die Astronauten nicht vor der Strahlung und dem starken Vakuum im Weltraum schützen konnte), jetzt so sehr in eine Zwangslage geraten ist, dass sie sich in einer Sackgasse befindet, unfähig, damit weiterzumachen.
Für jeden, der sich für die bemannte Raumfahrt interessiert, erklärt dieses Buch, wie man es nicht machen sollte. Einige Gründe für die Fälschung von Apollo hätten zu jener Zeit als stichhaltig angesehen werden können – das Gedenken an JFK, der Vietnamkrieg und die sowjetische Bedrohung.
Heute schreiben wir das Jahr 2022 und nicht 1968, deshalb müssen neue und bessere Entscheidungen getroffen werden, wenn Menschen zum Mond reisen und dort landen sollen – zum allerersten Mal in der Geschichte.
ma
Rezensenten
ab – Alina Becker
ak – Angelika Katterbach
dw – Daniel Wagner
ma – Markus Allen
ph – Peter Hiess
sb – Sascha Bach