Anm. d. Red.: In diesem Artikel ist mehrfach von Tierversuchen die Rede. Wir möchten darauf hinweisen, dass NEXUS strikt gegen Tierversuche ist, dass wir aber auch andererseits unsere Artikel nicht zensieren wollen. Ein PDF des Artikels finden Sie hier.
Amerikaner haben eine Schwäche für Zucker. Es scheint, dass sie einfach nicht genug davon bekommen können. Durchschnittlich verzehrt ein Amerikaner pro Tag eine halbe Tasse Zucker. Auf ein Jahr gerechnet, sind das 75 kg Zucker, die gegessen, getrunken, verrührt und aufgestreut werden. Keine Kultur der Moderne hat je so viel Zucker konsumiert.
Zucker trägt seinen Ruf als „weißes Gift“ zu Recht. Ihn als Lebensmittel zu betrachten, hieße, die Vorstellungskraft arg zu strapazieren, denn Zucker ist vielmehr eine Chemikalie, die unser Körper nur schwer verwerten und verdauen kann. Der Mensch ist nicht dazu bestimmt, Zucker in rauhen Mengen zu verzehren, in welcher Form auch immer: weiß oder braun, als Maissirup, Saccharose, Dextrose, Glukose, Fruktose oder Laktose, Gerstenmalz, Honig, Reis- oder Ahornsirup. Zucker ist auch sehr verführerisch: Ähnlich wie eine Droge lockt er uns in seine süßen Fänge, selbst wenn wir die besten Vorsätze haben.
Eine chinesische Weisheit besagt, dass Süße eins der Aromen ist, die für die Aufrechterhaltung des Körpergleichgewichts unabdingbar sind. Der regelmäßige Verzehr großer Zuckermengen kann jedoch ernste Gesundheitsschäden hervorrufen: Hypoglykämie und Gewichtszunahme, die bei Kindern und Erwachsenen zu Diabetes und Fettleibigkeit führen können. Außerdem entzieht Zucker dem Körper lebenswichtige Mineralstoffe und Vitamine. Er erhöht den Blutdruck, hebt den Triglycerid- und LDL-Cholesterinspiegel an und fördert das Risiko von Herzerkrankungen. Er verursacht Karies und Parodontitis, die wiederum zu Zahnausfall und systemischen Infektionen führen. Zucker erschwert dem kindlichen Gehirn das Lernen, was sich als Konzentrationsschwäche ausdrückt. Zuckerkonsum kann bei Kindern und Erwachsenen Impulskontrollstörungen, Lernstörungen und Vergesslichkeit auslösen. Außerdem werden Autoimmun- und Immundefekte wie Arthritis, Allergien und Asthma gefördert. Das Hormongleichgewicht wird gestört und Zucker kann das Wachstum von Krebszellen unterstützen.
Was also sollen wir tun? Wird unsere Zuckergier uns für immer in ihren Fängen halten, oder gibt es eine Lösung für das Problem?
Xylitol rette uns!
Während des Zweiten Weltkriegs litt Finnland unter akutem Zuckermangel, und da das Land über keine eigenen Ressourcen zur Zuckergewinnung verfügte, suchten die Finnen nach einer Alternative. Damals besannen sich finnische Wissenschaftler auf Xylitol, einen kalorienarmen, aus Birkenrinde gewonnenen Zucker. In der organischen Chemie ist Xylitol schon lange bekannt, genauer gesagt seit es 1891 zum ersten Mal von einem deutschen Chemiker hergestellt wurde.
Bis zum Jahr 1930 war Xylitol aufgereinigt worden, aber erst im Zweiten Weltkrieg zwang die Zuckerknappheit die Forscher dazu, nach alternativen Süßstoffen zu suchen. Erst nachdem Xylitol stabilisiert worden war, konnte es als Süßstoff für Nahrungsmittel benutzt werden. Zur selben Zeit wurde auch entdeckt, dass Xylitol insulinunabhängig ist, d. h. es wird im Körper verstoffwechselt, ohne dass Insulin dafür benötigt wird.
Bis in die 1960er Jahre wurde Xylitol in Deutschland, der Schweiz, der Sowjetunion und Japan bevorzugt als Süßstoff für diabetische Nahrungsmittel und als Energiequelle bei der Infusionstherapie für Patienten mit gestörter Glukosetoleranz und Insulinresistenz eingesetzt. Seitdem produzieren viele Länder wie Italien und China Xylitol für ihren eigenen Verbrauch – mit außergewöhnlich positiven Auswirkungen auf die Gesundheit. In den USA und Australien ist Xylitol relativ unbekannt, weil der billige Rohrzucker das teurere Xylitol wirschaftlich weniger attraktiv macht.
Xylitol ist eine natürliche Substanz, die in faserreichem Gemüse und Obst sowie in Maiskolben und einigen Laubbaumarten wie eben Birken vorkommt. Es ist ein natürliches Zwischenprodukt, das sowohl im menschlichen und tierischen Glukosestoffwechsel als auch im Stoffwechsel einiger Pflanzen und Mikroorganismen gefunden wird. Unser Körper bildet Xylitol ganz natürlich; bei gesundem Stoffwechsel produzieren wir 15 Gramm täglich.
Kommentare
30. Mai 2013, 22:12 Uhr, permalink
textlex
Wirklich ein erstaunlicher Stoff! Ich habe bereits einen Artikel über Xylitol verfasst und verwende es selbst täglich.
11. August 2013, 13:53 Uhr, permalink
Infokrieger CF
Ich habe Xylit gerade erst für mich entdeckt und bin gespannt. Die Bonbons und Kaugummis habe ich immer dabei und mein Kaffee süße ich nur noch mit Xylit. Auch bei der Zahncreme bin ich auf Xylithaltige und Flouridfreie Produkte umgestiegen!
16. Oktober 2013, 23:34 Uhr, permalink
little marchiant
Hört sich nach einer wahren Wunderwaffe an!
Ich frage mich, wie der Körper reagiert, wenn ich Xylit über einen längeren Zeitraum einnehme. Gewöhnt sich der Körper an die Zugabe und produziert von Haus aus dann einfach selbst weniger?
Und wie reagiert der Körper auf das Absetzen nach der Einnahme über einen längeren Zeitraum?
14. November 2013, 00:03 Uhr, permalink
Jörg Friedrich
Der Artikel über xylit ist sehr aufschlussreich und es freut mich sovieles darüber erfahren zu können. vielen Dank machen Sie bitte weiter so. es ist wichtig mit den Lügen aufzuräumen. Da sie unser Leben so viel schwieriger und komplizierter machen. Danke für Ihre Arbeit.
18. November 2013, 19:32 Uhr, permalink
Stephan Bahnen
Bitte nennen Sie mir gute Xilitolbezugsquellen
22. Februar 2014, 14:41 Uhr, permalink
Maria Edl
Ja, wäre auch sehr an vertrauenswürdigen Bezugsquellen von Xylit dankbar. Habe eine erste "Probe" über die Apotheke bezogen, jedoch zu sehr hohem Preis - 100g 10€! Vielen Dank.
03. April 2014, 21:31 Uhr, permalink
Frank Müller
Einfach mal Herrn Google fragen und den passenden shop finden oder bei der "Bucht" Preise dort ab € 8,5 + Versand
05. April 2014, 18:57 Uhr, permalink
weltenlächler
Ab und an werden immer wieder "neue" Süßstoffe entdeckt. Die meisten davon wurden bereits in den 30ern des vergangenen Jahrhunderts von Deutschen entdeckt. Trotzdem möchte ich auf einen Umstand hinweisen, der allgemein zu wenig bekannt ist: In der Karibik ist Karies unbekannt, soferne die "alte" Konsumform des Zuckers Verwendung findet. Das heißt Rohrohrzucker - unraffiniert. In Europa bekommen wir, das kann ich nach 6 Stunden Internet-Recherche sagen 22 unterschiedliche Zuckerprodukte die vor allem auf Rüben- oder Rohrzucker rückführbar sind. Die wenigsten sind gesundheitlich unbedenklich. Wir gebrauchen o.a. Produkt nunmehr 3 Jahre und haben seit dem Wechsel keine Zahnprobleme mehr (Karies).
15. Juni 2014, 15:04 Uhr, permalink
Andrea
Interessanter Artikel. Ich nehme Xylit seit mindestens 3 Jahren. Anfangs musste mein Körper sich daran gewöhnen. Ich habe damit begonnen, mein Zahnfleisch zu massieren mit Xylit und habe es anschließend wieder ausgespuckt. Danach tat ich manchmal einen Löffel Xylit in den Kaffee oder habe auch bei Marmelade die Hälfte durch Xylit ersetzt. Ich kann aber auch problemlos tagelang kein Xylit zu mir nehmen, und trotzdem funktioniert noch alles gut.
Ist hier jemand dabei, der mit Xylit die Zähne putzt? Ich habe mich bisher nicht getraut, die Zähne damit zu putzen, da ich nicht weiß, ob es den Zahnschmelz ankratzt. Hat jemand diesbezüglich Erfahrung?
Beim Bestellen von Xylit habe ich gemerkt, dass es besser ist, wenn ich das Zeug in einem Plastikbeutel bestelle. Die Dosen, die man manchmal im Internet sieht, springen leicht auf, und es ist nicht lustig, 1/5 der Dose im Paket "herumfliegt" - womöglich noch zwischen anderer bestellter Ware.
16. Dezember 2014, 18:14 Uhr, permalink
Walter Molitor
Kann man Xylitol nur online bestellen? Habe es gerade erst kennen gelernt,leider in Bioläden nicht gefunden. Danke für einen Tipp,mfG W. Molitor
09. März 2015, 15:29 Uhr, permalink
Tilo Meier
Also meine Erfahrungen mit Xylit ist durchweg positiv, gerade die Xylit Schokolade find ich ziemlich gut. Ich hab jetzt schon einige Male mit Xylit Pulver gebacken und ich finde keinen Unterschied zum Zucker. (:
17. März 2015, 11:15 Uhr, permalink
Kris Schneider
@Stephan Bahnen Schau mal auf zuckerersatz-info.de unter der Rubrik Xylit. Ich habe mit Xylit beste Erfahrungen gemacht, dito mit Erythritol.
06. Juli 2016, 10:59 Uhr, permalink
gustav bohner
Xylith findet man leicht. EInfach den Begriff in der Suchmaschine (z.B. Yahoo.de oder Ixquick.de) eintippen.
Auch unter dem Begriff "Xucker" kann man Einkaufsquellen finden.
Xylith kann Rübenzucker und Rohrzucker ersetzen. Er ist schon seit Jahrzehnten in FInnland als Birkenholzzucker bekannt. Ich selbst habe ihn schon 1971 dort erworben.
Man kann sogar Kuchen damit backen (Backpulverteig). Bei Hefeteig geht es nicht, weil die Hefe Xylith nicht verwerten kann, der Teig also nicht aufgeht. Aber, Marmelade süßen, Früchte einkochen, Zugabe zu Kaffee, Tee, Milch etc. etc. es ist praktisch alles möglich. Z.Z. kostet Xylith in etwa das Vierfache von Rübenzucker, aber wenn mehr Menschen Xylith benutzen, wird die Produktion wachsen und es wird dann preiswerter werden.
Ausserdem lohnt es sich, Karies und Diabetes zu vermeiden. Spätestens wenn die erste Zahnkrone fällig wird, wird man sich wünschen, Xylith genommen zu haben, denn die Zuzahlung wird den Preisunterschied ausgleichen, will sagen, wer Rübenzucker nimmt, hat dann nichts gespart.
Xylith kann, wenn es im Übermass genommen wird, den Stuhlgang beschleunigen. Eine Verringerung des Gebrauchs stoppt das wenig später.
Rübenzucker hat wohl mehr Nebenwirkungen im Vergleich.
27. Oktober 2016, 14:01 Uhr, permalink
Lumpy
Man kann Xylit einfach im DM kaufen. Die haben die 850g Packung eigentlich immer vorrätig :)
13. November 2016, 13:01 Uhr, permalink
Andreas S.
@Stephan Ich würde mich nicht so auf Xylit festlegen, da es ein Zuckeralkohol und somit nicht sonderlich gut verträglich ist.
Schau mal hier www.der-gesunde-zuckerersatz.de/#tabelle
Da gibt es ne Tabelle mit Vor- und Nachteilen der gängigsten Zuckerersatzstoffe.
Gruß, Andy
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