Die Suche nach der Metallbibliothek

Unter Ecuador und Peru befindet sich ein System von Tunnelnund Höhlen, von dem berichtet wird, daß es eine alte Schatzkammermit Artefakten enthalte. Darin sollen sich zwei Bibliothekenbefinden.

Es kommt nicht darauf an, was du weißt, sondern wen du kennst. Im Jahr 1973 behauptete Erich von Däniken, auf dem Höhepunkt seines Erfolges nach dem Erscheinen seines Bestsellers „Erinnerungen an die Zukunft“, er habe einen gigantischen unterirdischen Tunnelkomplex in Ecuador betreten. Ihm wurde gesagt, daß dieser Komplex den gesamten Kontinent umspanne – vielleicht ein Beweis dafür, daß unsere Vorfahren weiterentwickelt, wenn nicht sogar außerirdisch waren? Man vermutete, daß das Tunnelsystem eine Bibliothek aus Metallbüchern enthalte – in einem Landstrich, in dem heutzutage nur „primitive“ Indianerstämme existieren, die keine geschriebene Sprache besitzen. Der Beweis für eine verlorengegangene Zivilisation? Das war zumindest die Behauptung, doch diese blieb nicht unbestritten.

Der Urheber dieser Geschichte war Janos „Juan“ Moricz, ein aristokratischer argentinisch-ungarischer Unternehmer, der behauptete, er habe eine Reihe von Tunneln in Ecuador entdeckt, die eine „Metallbibliothek“ enthielten. In einer eidesstattlichen Erklärung vom 8. Juli 1969 berichtete er von einem Treffen mit dem ecuadorianischen Präsidenten. Dieser gewährte ihm die Konzession und die völlige Kontrolle über diese Entdeckung, unter der Voraussetzung, daß Moricz photographische Beweise liefern sowie einen unabhängigen Zeugen bestellen würde, der die Entdeckung des unterirdischen Netzwerks bestätigte. Die Zeitungen berichteten von der von Moricz organisierten Expedition.

1972 begleitete von Däniken Moricz zu einem geheimen Seiteneingang, durch den sie in eine große Halle des Labyrinths gelangten. Doch von Däniken bekam augenscheinlich die Bibliothek selbst nicht zu sehen, sondern nur das Tunnelsystem. Dieses Ereignis zitiert von Däniken in seinem Buch „Aussaat und Kosmos“:

„Die Gänge liegen alle im rechten Winkel zueinander. Manche sind schmal, andere breiter. Die Wände sind weich und wirken wie poliert. Die Decken sind flach und schienen von Zeit zu Zeit mit einer Art Glasur überzogen … Meine Zweifel über die Existenz dieser unterirdischen Tunnel verschwanden wie durch Magie und ich fühlte mich prächtig. Moricz sagte, daß diese Art von Gängen, die wir durchwanderten, sich über hunderte von Meilen unter der Erde von Ecuador bis Peru erstreckten.“

Allerdings bekam eine der potentiell größten Entdeckungen der Welt kurz darauf einen bitteren Beigeschmack. Journalisten der Magazine Spiegel und Stern interviewten Moricz, der nun dementierte, jemals mit von Däniken in diesen Höhlen gewesen zu sein. Dies untergrub von Dänikens Glaubwürdigkeit (auch wenn einige sagen würden, daß er nie eine besaß) und brandmarkte ihn als Lügner.

Für viele war dieser Vorfall der Beweis, daß von Däniken nur Lügen produziert – eine weitaus schädlichere Behauptung, als nur dafür bekannt zu sein, seltsame Aussagen über die Götter als altertümliche Astronauten zu machen. Niemand aber bemerkte, daß, wenn von Däniken wirklich gelogen haben sollte, er niemals so eine leicht zu verfolgende Spur in Richtung Moricz hinterlassen hätte. Er hätte ebenso gut sagen können, daß er seine Quelle nicht enthüllen dürfe, und sowohl der Spiegel als auch der Stern wären keinen Deut schlauer gewesen. Dagegen schien irgend etwas mit Moricz nicht zu stimmen, der von Däniken in eine internationale Kontroverse hineinkatapultierte, von der sich dessen Karriere nie wirklich erholte.

Es gibt einige fragwürdige Punkte in dieser Geschichte. Zunächst leugnete Moricz zwar, daß er von Däniken dorthin mitgenommen habe, er leugnete aber nicht die Existenz des Netzwerks selbst. Im Spiegel vom 19. März 1973 können wir lesen:

Spiegel: „Wie entdeckten Sie die (Metall-)Bibliothek?“
Moricz: „Jemand nahm mich dorthin mit.“
Spiegel: „Wer war dieser Führer?“
Moricz: „Das kann ich Ihnen nicht sagen.“
Moricz behauptete weiterhin, daß die Bibliothek von einem Stamm bewacht werde.

Kurz gesagt, Moricz behauptete gegenüber von Däniken, daß er Höhlen entdeckt habe und zeigte ihm diese. Nun allerdings behauptete er, die Höhlen mit Hilfe eines Führers besichtigt zu haben, dessen Namen er nicht preisgeben wollte, aber leugnete, von Däniken dorthin mitgenommen zu haben.

Der logische Schluß daraus schien zu sein, daß Moricz von Däniken irgend etwas gezeigt und sich dabei selbst in Schwierigkeiten gebracht hatte, weil nun jeder davon wußte. Jetzt mußte Moricz sicherstellen, daß derjenige, der ihm die Höhlen gezeigt hatte, keinen Groll gegen ihn hegte. Denn zweifelsohne war er selbst darum gebeten worden, diesen Ort niemandem zu zeigen.

Ein kleiner Schritt für Armstrong, aber ein großer Schritt für die Menschheit

Bis 1975 hatte diese Geschichte die Karriere eines berühmt-berüchtigten Autors ruiniert. Wer würde es also wagen, in seine Fußstapfen zu treten? Die Antwort: Neil Armstrong, der erste Mann auf dem Mond – oder besser, ein Schotte, der den prekären Status quo ändern wollte, in dem sich die Kontroverse um die Metallbibliothek befand.

Stanley („Stan“) Hall las von Dänikens Buch und freundete sich daraufhin mit Moricz an. Letzterer bestätigte Hall das Treffen mit von Däniken 1972 und die Reise, die er mit dem Schweizer Autor von Guayaquil nach Cuenca machte, auf der sie Pater Carlos Crespi trafen und seine Sammlung rätselhafter Artefakte sehen durften. Die Zeit reichte nicht aus, um von Däniken zum „wahren Ort“ mitzunehmen, also entschlossen sie sich, ihm dagegen nur eine kleine Höhle in 30-minütiger Entfernung von Cuenca zu zeigen und behaupteten, sie gehöre zum Netzwerk. Dies schien die Kontroverse zwischen Moricz und von Däniken aufzuklären, aber nicht die Existenz der Metallbibliothek an sich.

Wo aber befand sich diese? Moricz’ Expedition aus dem Jahre 1969 wagte sich in die Cueva de los Tayos, eine Höhle, die laut seinen Angaben zur Metallbibliothek führe. Eine solche Bibliothek wurde aber im Jahr 1969 nicht entdeckt. Also beschloß Hall, eine ecuadorianisch-britische Expedition zu organisieren, die die Cueva de los Tayos auf wissenschaftlicher Basis untersuchen sollte.

Ich hatte Stan Hall im Zeitraum von zehn Jahren bereits einige Male getroffen, ohne zu wissen, daß die Person, mit der ich sprach, dieser Stan Hall war. Er nahm als Zuhörer an Konferenzen der schottischen Saunière-Gesellschaft teil. Stan ist jemand, der sich in seine Umgebung einfügt und keiner von denen, die gerne auffallen. Durch reinen Zufall fand ich heraus, daß ich Stan Hall kannte – den Stan Hall, der darüber hinaus noch ganz in meiner Nähe wohnte … Das gab mir die Gelegenheit, die Geschichte aus einer ganz persönlichen Perspektive zu erfahren, und diese nahm ich mit offenen Armen an.

Obwohl sie für 1977 geplant war, wurde die Expedition 1976 durchgeführt, in einer Zeit, in der von Dänikens Ruf schon durch Moricz ramponiert worden war – und offensichtlich schien Hall Moricz’ Behauptungen zu bestätigen. Von Däniken war seitdem über 20 Jahre auf der Hut vor Hall, bis beide bemerkten, daß sie eher befreundete Geister als Todfeinde waren.

Hall wollte ganz systematisch an die Sache herangehen: wenn es tatsächlich eine Metallbibliothek einer verlorengegangenen Zivilisation gab, wäre der erste Schritt, die Höhle zu kartographieren. Dies war das hauptsächliche und einzige Ziel der Expedition; eine Schatzsuche gab es nicht. Hall nutzte seine professionelle Erfahrung, um eine dreiwöchige Erkundung der Höhle in die Wege zu leiten: ein Gemeinschaftsprojekt der Britischen und Ecuadorianischen Armee, unterstützt von einem Team aus Geologen, Botanikern und anderen Spezialisten.

Was aber hat Neil Armstrong mit der ganzen Sache zu tun?

„Die Expedition brauchte ein Aushängeschild“, sagte Stan Hall. „Es fiel der Name von Prinz Charles, der soeben einen Abschluß in Archäologie erhalten hatte, aber ich wußte, daß Neil Armstrong schottische Verbindungen hatte. Meine Mutter war eine Armstrong und über einen anderen Armstrong in Langholm, wo Neil Armstrong den Ehrenbürgertitel verliehen bekommen hatte, kontaktierte ich ihn. Monate später bekam ich die Antwort, daß Neil Armstrong uns sehr gerne bei unserer Mission unterstützen würde. An diesem Punkt wurde die Expedition zu einer Lebensaufgabe.“

Am 3. August 1976, als die Expedition ihrem Ende entgegen ging, betrat Armstrong das Tunnelsystem. Auch wenn sie gar nicht danach gesucht hatten, fanden die Teammitglieder jedenfalls keine Metallbibliothek. Wenn dies geschehen wäre, hätte die Entdeckung die Sicht auf unsere Geschichte und unsere Ursprünge radikal verändert. Für Armstrong hätte es der zweite große Beitrag auf der Entdeckungsreise der Menschheit sein können. Das Team jedenfalls katalogisierte sowohl 400 neue Pflanzenarten, als auch eine Grabkammer innerhalb der Höhle, in der ein sitzender Leichnam gefunden wurde. Die Kammer wurde auf 1500 v. Chr. datiert und man nahm an, daß während der Sommersonnenwende Licht auf diesen Körper fiel.

Die Geschichte führte par excellence von altertümlichen Astronauten zu einem heutigen, wohin wird sie uns noch führen?

Kommentare

12. Mai 2009, 00:00 Uhr, permalink

Simone

Hallo,
mein Vater war große von Däniken-Fan. Und ich sehe gerade die Bücher durch, um zu entscheiden, ob ich sie behalte oder verkaufe.
Da bin ich auf Seite18 gestoßen, in der ganz klar steht, dass er in der Bibliothek war...
Verstehe ich jetzt nicht...
Eine gute Nacht,
Simone

24. Januar 2010, 13:36 Uhr, permalink

adasdfasdfa

Du bist offenbar "vom Himmel gefallen". Wenn du dich für das Thema interessierst, musst du etwas recherchieren - wie du siehst, will dir niemand das Ganze "servieren". Wenn du nur provozieren willst, bist du hier an der falschen Adresse.

01. Dezember 2014, 15:11 Uhr, permalink

Karl Brenner

Es scheint so, als ob die Zeit für die Freigabe dieses gespeicherten Wissens noch nicht gekommen ist. Da wir aber am Ende einer Ära, in einer Zeit des Überganges leben, wird es wohl bald so weit sein. Ich hoffe es, weil die Menschheit es verdient, aus der Dunkelheit herauszutreten, womöglich in ein zweites Atlantis.
Grüße

14. Mai 2021, 14:08 Uhr, permalink

Manfred Neusser

Ich bin mittlerweile 60 Jahre geworden, ich hoffte immer, dass ich es noch erleben würde. Aber heute glaube ich, dass es wohl keinen ernsthaft interessiert, diesem großen Geheimnis endlich auf den Grund zu gehen. Oder ist es die Angst vor der Wahrheit, dass womöglich doch alles ganz anders war, als uns der Geschichtsunterricht lehrte?

Ich habe vor Jahren nach einem Vortrag um ein Gespräch mit E.v. Däniken gebeten - ohne Erfolg. Damals hatte ich noch Hoffnung, in dem Thema weiterzukommen, aber es soll wohl nicht sein. Schade. So werde ich wohl doch dumm sterben müssen.

Ganz liebe Grüße
mannineusser [at] gmail.com

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